Wie fühlt es sich an, bei den Vereinten Nationen zu sein? Degerlocher Schüler haben es in einem Simulationsspiel ausprobiert. Der 17-jährige Henrik Polzer ist in die Rolle des Generalsekretärs geschlüpft – und erzählt in einem Interview davon.

Degerloch - Jeder Posten, der für die Arbeit der Vereinten Nationen wichtig ist, wird von einem Jugendlichen besetzt, so das Konzept hinter Model United Nations. Dieses Jahr wurde vom Donnerstag, 16. April, bis Sonntag, 19. April, in der Filderhalle in Leinfelden-Echterdingen und in der International School of Stuttgart (ISS) in Degerloch eifrig debattiert. Generalsekretär war Henrik Polzer, ein 17-jähriger Schüler der ISS.

 
Kann jeder an dem Programm Model United Nations teilnehmen?
Jeder, der sich anmeldet, Schüler ist und Englisch spricht, kann teilnehmen. Ein gutes Englisch ist besonders wichtig, da die Konferenzen ausschließlich in dieser Sprache gehalten werden. Zusätzlich werden viele Einladungen an internationale Schulen verschickt.
Wie bist du Generalsekretär geworden?
Mit sehr viel Arbeit. Ich habe schon in der sechsten Klasse angefangen mitzuarbeiten, damals als Abgeordneter. In der Zwischenzeit habe ich an mehr als 20 Konferenzen teilgenommen, darunter auch an vielen im Ausland. So habe ich mich zum Generalsekretär hochgearbeitet.
Henrik Polzer Foto: privat
Wie war die Zeit als Generalsekretär für dich?
Sehr anstrengend, aber auch unglaublich interessant. Der Höhepunkt war die Eröffnungszeremonie, die ich präsentieren durfte. Immerhin haben wir ein Jahr und sechs Monate auf die Konferenz hingearbeitet.
Könntest du dir vorstellen, später in die richtige Politik zu gehen?
Auf jeden Fall. Momentan habe ich vor, Politikwissenschaften zu studieren, allerdings nicht in Deutschland. Möglich wären für mich Universitäten in den USA oder England. Es kommt mir jedoch nicht so sehr auf das Land an, sondern vielmehr auf die Inhalte der Studiengänge. Ausschlaggebend für meine Berufswahl sind die Erfahrungen, die ich während meiner Zeit mit Model United Nations gesammelt habe. Ich habe einen guten Einblick in die Praxis erhalten.
Angenommen, du wärst jetzt Generalsekretär der Vereinten Nationen, was wäre dein wichtigstes Thema?
Mein größtes Anliegen wäre, den Austausch zwischen den Ländern zu fördern, gerade für die konfliktbelasteten Staaten wie Syrien, Irak oder Afghanistan wäre das wichtig. Für den Hass, den man bei Pegida-Demonstrationen in Dresden beobachten kann, gibt es keinen Grund. Da ich eine internationale Schule besuche, haben achtzig Prozent meiner Freunde einen anderen kulturellen Hintergrund als ich. Das ist jedoch völlig egal, Mensch ist Mensch.
Das Gespräch führte Sophia Wolf.