Auch auf dem Balkan tummeln sich Internet Trolle – sie bejubeln im Netz die echten oder vermeintlichen Großtaten ihrer Regierungen. Die Bezahlung ist allerdings ziemlich dürftig.

Korrespondenten: Thomas Roser (tro)

Belgrad - Ausgerechnet die verregnete Grundsteinlegung für das eher zweifelhafte Großprojekt „Belgrad am Wasser“ löste in Serbiens Internetwelt eine Lawine überschwänglicher Jubel-Kommentare aus. „Ein fantastisches Projekt!“, freute sich auf der Site des TV-Senders B92 eine anonyme Mikitica. „Endlich Wohnungen für alle“, jubilierte „Kosta“. „Ein großartiger Tag für Belgrad und Serbien“, verkündete auf der Webseite der Zeitung „Blic“ ein User.  

 

Die Bezahlung der Web-Söldner ist dürftig

Sie alle sind Trolle, also Überzeugungstäter oder bezahlte Söldner, die mit ihren Kommentaren gezielt die Webwelten beeinflussen wollen. Nicht nur der Kreml unterhält eine Heerschar von Trollen. Auch auf dem Balkan sind bezahlte Webmanipulatoren ein immer häufiger auftretendes Phänomen. Die Bezahlung der Surfer im Dienst der Macht fällt aber in Serbien bescheiden aus: Saft und Sandwich bessern dort das eher karge Salär der sogenannten „botovi“ im Dienst der Regierungspartei SNS auf.  Auch in Bosnien-Herzegowina und in Kroatien werden verstärkte Troll-Einsätze vor allem vor Wahlgängen registriert. Meistens sind das Parteianhänger, die hoffen, nach der Wahl für ihren Einsatz honoriert zu werden. In Serbien, wo das Phänomen bezahlter Surfsöldner am stärksten ausgeprägt ist, scheint der Kommentar-Einsatz für die Macht indes weniger Überzeugung als bescheidener Broterwerb.   Sollen die Trolle des Kremls 800 bis 1000 Dollar pro Monat für ihre Desinformationsdienste einstreichen, müssen sich ihre serbischen Kollegen mit weniger Salär begnügen. Als er vor vier Jahre seine Troll-Karriere bei der damals regierenden Demokratischen Partei (DS) begann, habe er für eine fünf bis sechs Stunden dauernde „Schicht“   gerade einmal 800 Dinar (6,60 Euro) erhalten, berichtete ein anonymer Troll der Tageszeitung „Blic“. Später heuerte der Überläufer bei der neuen Partei der Macht an, der nationalpopulistischen SNS   – für 1500 Dinar (12,50 Euro) plus Sandwich pro Acht-Stunden-Schicht.

Mindestens 500 Webtrolle mit einem „output“ von 17 500 Kommentaren pro Woche soll alleine die SNS beschäftigen. Allerdings: ihr Bemühen, die Regierung zu lobpreisen und Kritik abzuschwächen, ist wegen der kurzen Sätze und simplen Botschaften auch von ungeübten Lesern leicht zu erkennen.