In Deutschland sind laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 15 Prozent aller Kinder und Jugendlicher übergewichtig. Was können Eltern tun? Martin Wabitsch von der Uniklinik für Kinder- und Jugendmedizin in Ulm gibt Auskunft.

In Deutschland sind laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 15 Prozent aller Kinder und Jugendlichen übergewichtig. Was können betroffene Eltern tun?
Herr Wabitsch, woran erkennen Eltern, ob ihr Kind zu dick ist?
Über die Blickdiagnose. Und man kann den Body-Mass-Index (BMI) für Kinder berechnen. Auf der Homepage der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kinder- und Jugendalter unter www.a-g-a.de kann man die Werte einordnen.
Aber der Grad zwischen Pausbäckchen und echtem Hüftgold ist doch schon schmal.
Meist suchen Eltern mit akademischem Hintergrund Rat, deren Kinder eigentlich nicht zu dick sind. Sie haben oft eine strenge Haltung zur Ernährung und zur Bewegung. Schlanke Eltern mit einem BMI unter 25 haben in der Regel keine adipösen Kinder. Eltern, die adipös sind mit einem BMI von mehr als 30, werden fast immer adipöse Kinder haben. Selbst Kinder, die zur Adoption gegeben wurden, entwickeln einen BMI wie ihre biologischen Eltern.
Die Gene spielen also eine große Rolle?
Eine herausragende. Aber auch die Umgebungsfaktoren, unter denen unsere Kinder aufwachsen, und die dadurch bedingten Verhaltensfaktoren haben großen Einfluss.
Wie sollten betroffene Eltern reagieren?
Die Kinder trifft keine Schuld. Verbote, Schimpfen und Diäten bringen nichts. Eltern müssen Vorbilder sein. Und sie sollten den Entwicklungsstand des Kindes kennen. Schnellentwickler haben bisweilen einen zu hohen BMI, sind aber biologisch normalgewichtig. Handeln sollte man erst, wenn das Kind nachweislich zu dick ist. Dabei hilft der Kinder- und Jugendarzt.
Welche Maßnahmen sind dann sinnvoll?
Wasser statt zuckerhaltiger Getränke, drei regelmäßige Hauptmahlzeiten, die gemeinsam eingenommen werden, als Zwischenmahlzeiten Obst und Gemüse – keine sogenannten Kindernahrungsmittel. Außerdem sollten sich die Kinder täglich eine Stunde lang draußen aufhalten. Bewegung ist so wichtig wie die Ernährung im Kampf gegen Fettpolster.