Der designierte US-Präsident Donald Trump spaltet die Welt – auch in einem Garten in der Oberpfalz in Bayern. Dort steht in dem Ort Wenzenbach Trump als Skulptur aus Schnee. Der Künstler ist sich sicher, dass seine Figur schneller verschwindet als der echte Trump. Wir sprachen mit dem Schnee-Bildner.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Stuttgart/Wenzenbach - Seit der Wahl von Donald Trump (70) zum US-Präsidenten sagen viele Menschen eisige Zeiten voraus. Jetzt steht der designierte „mächtigste Mann der Welt“ selbst wie eingefroren in einem Garten im bayrischen Wenzenbach bei Regensburg – als Skulptur aus Schnee. In der einen Hand hält er die amerikanische Flagge, in der anderen die Weltkugel, die er mit einer Axt gespalten hat. Sofort zu erkennen ist der künftige US-Präsident an der prägnanten Haartolle.

 

Der Schöpfer der Eiskunst ist der Bank-Manager Albert Kammermeier, der den „Schnee-Trump“ zusammen mit seiner Tochter Magdalena (18) in tagelanger Handarbeit modelliert hat:

Herr Kammermeier, Ihre diesjährige Schneeskulptur, ein überdimensionaler Kopf des neuen US-Präsidenten Donald Trump, den Sie zusammen mit Ihrer Tochter im Vorgarten Ihres Hauses im bayerischen Wenzenbach geformt haben, hat für bundesweites Aufsehen gesorgt. Seit wann arbeiten Sie mit Schnee und Eis?
Seit acht, neun Jahren.
Gollum, der fiese Hobbit aus „Der Herr der Ringe“, den dunklen Lord Darth Vader aus „Stars Wars“ und das Faultier Sid aus „Ice Age“ sind einige Ihrer Eishelden.
Wir haben auch ein Wikingerschiff und einen Drachen gebaut.
Das sind unpolitische Objekte. Wie kamen Sie ausgerechnet auf Donald Trump, einen Menschen aus Fleisch und Blut?
Donald Trump war das bestimmende Thema der letzten Monate. Wir hatten überlegt, wie wir vielleicht aus einem Comic eine Idee übernehmen können. Aber da gab es nichts Passendes. Durch meine berufliche Tätigkeit als Portfolio-Manager bei der Sparkasse Regensburg hatte ich Trump schon länger im Kopf. Schon vor der Wahl dachte ich, wie geht es aus und wie geht es weiter. Ich hatte bei der Wahl damit gerechnet, dass er US-Präsident werden könnte. Im Juli machte ich mit meiner Familie Urlaub in den USA. Dort haben wir mit Leuten über die bevorstehende Wahl gesprochen.
Und wie ging es weiter?
Als der erste Schnee kam, war Trump so stark im Kopf. Auch mit der Amtsernennung am 20. Januar hat es gut zusammengepasst. Trump im Weißen Haus – da haben wir ihn vorher in Weiß nachgebaut in Wenzenbach.
Wie lange haben Sie und Ihre Tochter für das Kunstwerk gekratzt?
Der erste Schnee kam bei uns Mittwoch vor eineinhalb Wochen. Von Mittwoch bis Sonntag haben wir fünf Tage über Heilige Drei Könige daran gearbeitet. Da ich nebenbei zur Arbeit musste, habe ich das mit Scheinwerfer und Strahler bis in die Nacht hinein gemacht.
In Ihrem Garten?
Ja genau.
Der eisige Trump ist gut 1,60 Meter im Quadrat groß.
Die Ursprungsfigur war schon eine Ecke größer, um die zwei Meter. Mit Schnee ist es so, dass er sich von der ersten Minute an verändert. Wir hatten kurz eine Erwärmung. Da hatte sich die Figur schon verformt. Als sie dann fertig war, haben wir mit Freunden eine Vernissage veranstaltet, Glühwein getrunken und Bratwurst gegrillt. Dafür habe ich die Figur extra in zwei Stunden Arbeit aufgefrischt, damit sie auch wie Trump aussieht.
Hat Wenzenbach irgendetwas mit Trump oder seiner Familie zu tun?
Nein, gar nichts. Das war meine Idee. Ich steh auf Schnee und Kälte. Jetzt war es halt politisch. Die Entscheidung war gar nicht so einfach, weil meine Gattin dagegen war. Die war aber auch gegen Gollum.
Haben Sie mit einem solchen Medienecho gerechnet?
Ganz sicher nicht.
Trump ist ein großer Twitter-Fan. Wollen Sie ihm ein Foto über den Großen Teich twittern?
Sicher nicht. Ich möchte nochmal rüberfliegen nach Amerika. Ich fürchte um mein Visum. Man hört ja immer wieder, dass die Leute keine Visa bekommen.
Sie wissen also nicht, wie der neue US-Präsident Ihr Werk aufnehmen könnte?
Ja genau. In der rechten Hand hält mein Eis-Trump eine Axt, mit der er die Welt spaltet. In der anderen Hand die US-Flagge, weil er Amerika fest im Griff hat. Also ist es schon kritisch, aber übertreiben wollten wir es nicht. Aber jetzt sind die Fotos schon überall verbreitet.
Sie wollten keine politische Botschaft transportieren, sondern nur künstlerisch tätig sein?
Ein politisches Statement selbst war für mich nicht wichtig. Jeder soll zu Trump seine Meinung haben wie er will. Ich wollte etwas Besonderes machen und in dem Fall war Trump für mich was Besonderes, weil er Gegensätze auslöst und polarisiert.
Fürchten Sie „Anschläge“ auf Ihren Trump – etwa in Form von Farbbeuteln?
Das ist der Figur bisher erspart geblieben. Es hat sich noch keiner am „Schnee-Trump“ vergangen. Da ist Wenzenbach offenbar sehr entspannt.
Mister Trump soll über einen sehr eigenen Humor verfügen. Wahrscheinlich wäre er von Ihrer Skulptur geschmeichelt und „very amused“. Vielleicht schickt er Ihnen auch einen Tweet.
Ich habe schon auf unserer Feier gesagt: Es wäre schön, wegen der Figur eine Einladung ins Weiße Haus zu bekommen. Nachdem Trumps Vorgänger Barack Obama auch zugesagt hat, zur Amtseinführung am 20. Januar zu kommen, ist es wahrscheinlich nicht so schlimm zu erscheinen und ihm zu gratulieren, dass er Präsident geworden ist.