Patrick Kühn vom Landhaus Feckl will Weltmeister der Jungköche werden: Der 21-Jährige hat sich für den internationalen Wettbewerb der Köchevereinigung Chaîne des Rôtisseurs qualifiziert. Sein Ziel ist, für die besten Restaurants zu arbeiten.

Ehningen - Seine Eltern haben ihm zwar abgeraten, trotzdem begann Patrick Kühn nach dem Realschulabschluss eine Lehre als Koch. Sein erster Karriereschritt brachte ihn nach Ehningen ins Landhaus Feckl. Dieses Jahr wurde der 21-Jährige auch Baden-Württembergischer und Deutscher Meister bei einem Wettbewerb der Chaîne des Rôtisseurs für junge Köche. Im September findet dann die Weltmeisterschaft in Budapest statt.
Herr Kühn, üben Sie schon fleißig?
Nächsten Monat geht es los. Der deutsche Zweig der Chaîne des Rôtisseurs hat eine Trainerin für mich engagiert für insgesamt acht Tage. Sie ist auf solche Wettkämpfe spezialisiert. Ansonsten habe ich aber keine Zeit zum Üben.
Sie sind bereits weit gekommen: Ist der erste Platz bei der Deutschen Meisterschaft ein großer Erfolg für Sie?
Schon. Damit gehört man unter den Nachwuchsköchen zu den besten. Es ist auch für den Betrieb eine Auszeichnung. Ich trete für Franz Feckl und sein Landhaus an. Er  hat mich dazu angemeldet und bei jedem Wettkampf unterstützt.
Sie sprechen von einem Wettkampf: Das klingt wie Hochleistungssport.
Es ist auch wie Hochleistungssport. Man muss großen Ehrgeiz zeigen. Man arbeitet unter hohem Zeitdruck, dass alles perfekt wird und rechtzeitig fertig ist. Wir bekommen einen Warenkorb, müssen uns in 20 Minuten ein Menü überlegen und es in dreieinhalb Stunden zubereiten. Das ist sehr wenig Zeit.
Wie stehen Ihre Chancen?
Natürlich gut! Deutschland ist bei diesem Wettbewerb immer ganz vorne dabei. Unser Niveau ist sehr hoch.
Wie sind Sie auf diesen Beruf gekommen?
Ich habe schon immer gerne gekocht. Essen und Trinken bedeuten für mich Lebensqualität. In meiner Familie ist die Küche ganz bodenständig. Während der Ausbildung beim Lamm in Vaihingen-Roßwag habe ich dann richtig Lust auf mehr bekommen. Das Restaurant ist in dieser Zeit mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet worden. Dadurch habe ich gesehen, wie man besser werden kann. Koch ist ein sehr kreativer Beruf, finde ich. Vor allem in der Spitzenküche geht es darum, das Beste aus einem Produkt herauszuholen. Und es fasziniert mich sehr, mit verschiedenen Texturen und Strukturen zu arbeiten.
Inwiefern?
Nehmen Sie einen Blumenkohl. Davon kann man nicht nur die Röschen verwenden, sondern auch den Strunk, die Blätter, die Blüten, den Keimling. Man kann Püree daraus machen oder Eis, ihn roh belassen oder braten, ihn marinieren oder trocknen. Als Entremetier, also als Beilagenkoch, habe ich kürzlich mit meinen Kollegen die Maisbeilage zu einem Iberico-Schweinefilet entwickelt. Dazu haben wir erst eine Silikonform in der Form eines Maiskolbens gegossen. Aus dem Mais selbst haben wir eine Creme gemacht, sie in der Form gefroren und dann mit vegetarischer Gelatine überzogen, damit sie diese Form behält. Wir haben die Maiskörner außerdem geröstet und karamelisiert, leicht gepufft und auch noch zu Chips verarbeitet.
Wie viel Talent ist für Ihren Job nötig?
Man muss Geschmack haben. In der Küche hat jeder die Aufgabe, Vorschläge zu machen. Man muss experimentierfreudig sein und auch mal etwas wagen. Als Patissier habe ich mal ein Dessert mit Avocado, der Yuzu-Frucht, weißer Schokolade und Curry kreiert. Das war auch ganz cool.
Sterneköche gelten mittlerweile ebenfalls als ziemlich cool. Wie kommen Sie mit Ihrem Beruf im Freundeskreis an?
Meine Freunde finden es gut, aber sie würden den Job nicht machen wollen. Die Arbeitszeiten schrecken ab. Wenn man am Wochenende immer arbeiten muss, wird das private Umfeld einfach immer kleiner. Es ist auch körperlich anstrengend, der Leistungsdruck ist hoch. Und man verdient nichts! Für die Gehälter würden manche Leute nicht einmal aufstehen.
Sie schreckt es nicht ab?
Ich vermute, es ist einfach die Liebe zum Kochen und zum Beruf. In der Küche zu arbeiten ist auch ein ganz eigenes Umfeld. Der Austausch wird gepflegt, es gibt viel Zusammenarbeit, ich glaube, in keiner Branche ist die Vernetzung so gut wie unter den Köchen. Das gefällt mir gut. Man hat viele Möglichkeiten, kann weltweit arbeiten.
Wohin führt die Karriere bei Ihnen?
Ich habe den Ehrgeiz, bis ganz nach oben zu kommen – in ein Drei-Sterne-Restaurant. Langfristig gesehen ist immer die Selbstständigkeit das Ziel.
Und was ist Ihr Lieblingsessen?
Fisch. Seit ich drei Jahre alt bin, gehe ich zum Angeln. Da finde ich heute auch meinen Ausgleich zu dem stressigen Beruf.