Vor der WM waren Sie noch traurig, dass das französische Team mit Ihrem Konkurrenten Nike einen neuen Ausrüstervertrag geschlossen hatte. Nach dem skandalösen und menschlich fragwürdigen Auftritt der Équipe Tricolore dürften Sie leichte Schadenfreude empfinden.


Nein, das würde ich nicht sagen. Aber in der Tat ist der Verlust jetzt nicht mehr so schlimm wie wir ursprünglich gedacht hatten.

Als einer der größten Konsumartikelhersteller im Land müssten Sie doch beurteilen können, ob Deutschland die Konjunkturmisere tatsächlich hinter sich hat.


Wenn Sie die blanken Wirtschaftsdaten anschauen, dann sehen Sie, dass Deutschland fast am besten aus der Krise gekommen ist. Es gibt also für den Konsumenten hierzulande aus meiner Sicht keinen Grund, warum er sich übermäßig zurückhalten sollte. Außerdem ist das Verbraucherverhalten in Deutschland relativ stabil. Der hiesige Konsum fällt in Abschwungphasen nie so stark wie in anderen Ländern, im Boom steigt er übrigens auch nicht so stark.

Woran liegt das?


Wir Deutschen sind von der Mentalität her nicht himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Zudem haben wir einen relativ stabilen Arbeitsmarkt, auch weil es in der Krise ein gutes Zusammenspiel von Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften gab. Das führt zu einem höheren Sicherheitsempfinden der Konsumenten.

Die amerikanische Wirtschaft stottert, Sie legen dort zu, China boomt, Sie verlieren dort Umsatz. Erklären Sie uns bitte die spezielle Adidas-Welt.


Wir sind zehn Jahre lang jedes Jahr um 50 Prozent in China gewachsen und waren dort im Jahr 2008 kurz vor einer Milliarde Euro Umsatz. Jedes Jahr haben wir bis zu 700 Geschäfte eröffnet und große Mengen Textilien und Schuhe an die Händler geliefert. Nach den Olympischen Spielen in Peking kam die Wirtschaftskrise. Und wir hatten daraufhin zu viel Ware im Markt.

Was haben Sie gemacht?


Wir mussten unsere Lagerbestände abbauen und die Produkte billiger verkaufen, was natürlich zu Umsatzrückgängen geführt hat. Aber jetzt zum Ende des ersten Halbjahres sind die alten Bestände verkauft. Und ich kann Ihnen versichern, dass wir im dritten Quartal in China schon wieder Wachstum aufweisen werden.

Und in den USA? Die Wirtschaft stottert und Sie legen zu.


Wir haben da drüben einen enormen Nachholbedarf, unser Potenzial ist größer als das bisher Erreichte. Durch den Zukauf von Reebok vor fünf Jahren haben wir inzwischen einen besseren Zugang zu den amerikanischen Sportarten. Wir haben damals beispielsweise die Basketballliga NBA von Reebok zu Adidas gegeben. So etwas verschafft der Marke Adidas in den USA natürlich Rückenwind. Inzwischen haben wir auch ein besseres Verständnis für die Kundenwünsche entwickelt und sehr gute Produkte im Angebot.