Dann war gleich der erste Auftritt in dem Comedyclub ein Erfolg?
Quatsch, im Gegenteil! Stand-up-Comedy hat vor allem einen Haken: am Anfang verpatzt es jeder. Niemand ist auf Anhieb gut auf einer solchen Bühne. Die ersten fünf Jahre ist jeder schlecht. Stellen Sie sich mal vor, wie es ist, fünf Jahre jeden Abend etwas zu tun, in dem sie schlecht sind.
Warum haben Sie durchgehalten?
Weil ich besser werden wollte. Ich wusste einfach, dass ich meine Möglichkeiten noch nicht ausgereizt hatte. Wenn ich heute an meine Witze von damals denke, würde ich am liebsten im Boden versinken. Aber so geht es doch vielen, wenn sie an ihre beruflichen Anfänge zurückdenken, um es mal so zu nennen. Übung macht den Meister, daran habe ich mich orientiert.
Verspüren Sie einen besonderen Mitteilungsdrang?
Ich bin mir nicht sicher, ob ich das so ausdrücken würde. Ich habe einfach schon als Kind immer gelernt, dass das Leben voller Tragik und gestörter Personen ist. Unsere Art, damit umzugehen, war immer Humor. Wir lachen darüber, dass alles noch schlimmer kommen kann als befürchtet. So habe ich gelernt, meine eigenen Ängste preiszugeben. Und das hilft vielleicht anderen Menschen dabei, sich in ihrer Haut nicht so alleine zu fühlen.
Das klingt fast ein wenig humanistisch.
Warum auch nicht. Ich habe nicht die eine große Botschaft, die ich in meiner Arbeit an den Mann und die Frau bringen will. Aber ich versuche immer zu zeigen, dass wir alle doch nur Menschen sind. Wir alle versuchen natürlich immer, eine makellose Fassade zu präsentieren, aber dahinter ist doch jeder ein kleines Ferkel. Wenn man so will, ist diese Erkenntnis das Fundament meiner Comedy.
Je bekannter man ist, desto mehr Menschen erreicht man. Verspüren Sie vielleicht auch so eine Art Verantwortung?
Tatsächlich verspüre ich durch meine Fernsehshow und vor allem den Film jetzt erstmals ein Gefühl von Verantwortung. Aber das sehe ich auch als Chance, denn ich weiß, dass ich gute Absichten habe. Mein Herz ist am rechten Fleck, deswegen überstehe ich es, wenn ich auch mal jemandem auf den Fuß trete. Ich versuche also, mich davon nicht groß beeinflussen zu lassen und auf keinen Fall plötzlich gehemmt zu sein.
Trifft also die Bezeichnung „furchtlos“ auf Sie zu?
Ja, schon als kleines Mädchen war ich ziemlich furchtlos. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich mir einfach dieses Gefühl von damals länger bewahrt habe als andere. Zum Glück, denn niemand ist furchtloser und selbstbewusster als kleine Mädchen. Man hat noch keine Ahnung von Geschlechterkonventionen. Und auf die Idee, den Bauch einzuziehen, weil es besser aussieht, käme man auch nicht.
Dass Sie vor dem Thema Sex nicht zurückschrecken, ist allgemein bekannt.
Warum denn auch? Die Vorstellung, man könne über Sex keine Witze machen, ist doch totaler Unsinn. Denn mal Hand aufs Herz: in wessen Liebesleben passieren denn keine lustigen, absurden oder grauenvollen Dinge? Niemand spricht da gerne drüber, aber wenn man es doch tut, ist es brüllend komisch. Sex-Gags sind für mich oder auch Judd Apatow, der „Dating Queen“ inszeniert hat, nicht bloß ein Stilmittel, sondern wirklich Ausdruck unserer Erfahrungen. Ich hatte in meinem Leben vielleicht mit zwei Dutzend Menschen Sex, und davon war es mit fünf wirklich gut und toll und schön. Mit allen anderen war es mitunter ganz schön schräg. Diese komödiantische Potenzial muss doch genutzt werden.
Lena Dunham macht es ähnlich. Sie beide werden sicher oft verglichen, oder?
Dagegen hätte ich rein gar nichts einzuwenden. Ich liebe Lena. Sie ist ein Genie. Sie ist unverfroren, hat keine Angst und ist dadurch eine echte Inspiration. Wenn jemand so etwas einmal über mich sagen sollte, wäre ich ein glücklicher Mensch!