Familie, Bildung, Soziales : Michael Trauthig (rau)

Die Lehre von der Wiedergeburt gehört aber dazu. Das erscheint nicht gerade rational.
Das ist das einzige, an das man bei uns glauben muss. Es erscheint mir aber insofern als logisch, als ein Leben nicht ausreicht, um Ursachen und Wirkungen in die Balance zu bringen. Außerdem hilft mir diese Vorstellung beim Gedanken an den Tod. Der hat mich früher sehr geschreckt. Nun empfinde ich die Idee, Teil eines universellen Kreislaufs zu sein, als beruhigend, weil dann am Ende nicht die Auslöschung steht.

Ihnen geht es aber nicht nur um das persönliche Glück, sondern auch darum, die Welt zu verbessern.
Das Ziel unserer Gruppe ist es, Versöhnung durch Dialog zu fördern und so den Weltfrieden zu erreichen. Ich werde dann häufig gefragt, ob das nicht illusionär ist. Natürlich kann ich nicht in die Kriegsregionen der Welt rennen und die Gewalt stoppen. Ich kann aber klein anfangen, und das kann Kreise ziehen. Wenn wir in unserem privaten Umfeld Frieden schaffen, in unserer Familie, unserer Straße, dem Bezirk, der Stadt, dem Land, dem Kontinent, lässt sich der Fortschritt nicht aufhalten. Diese Verantwortung sollten wir wahrnehmen.

Sie haben bei Ihrer Sinnsuche viele Bücher gelesen, Sie haben Kurse und Klöster besucht. Ist es eigentlich anstrengend, Buddhist zu werden?
Nein. Das war schließlich kein Crashkurs, sondern eine Entwicklung über viele Jahre hinweg. Ich halte es überhaupt nicht für anstrengend, wenn man versucht, seine Sicht auf die Welt zu ändern. Das ist ein bisschen Muskeltraining für das eigene Herz und den eigenen Geist. Ganz ohne Mühe und Ernsthaftigkeit geht es aber nicht. Die Leute schinden sich im Fitnessstudio ja auch, um einen Waschbrettbauch zu bekommen.

Sie sind schon länger Buddhistin, haben aber erst jetzt Ihren persönlichen Weg als Buch beschrieben. Warum?
Das hat einen banalen Grund: früher hatte mich ein Verlag gebeten, einen buddhistischen Ratgeber für den Alltag zu schreiben. Das hatte ich abgelehnt, weil es davon schon Dutzende gibt. Letztes Jahr habe ich aber in einer Talkshow über Werteverfall und Spaßgesellschaft von mir und meinem vergangenen Jetset-Leben erzählt und von der Erkenntnis, wie hohl und leer das war, wie schrecklich ein Leben ohne Werte ist. Anschließend wurde der Sender mit Briefen und E-Mails überschüttet, warum man das nicht irgendwo lesen kann.