Sport: Joachim Klumpp (ump)
Gibt es denn konkrete Beispiele, an denen sich Hannings Eigenmächtigkeit verdeutlichen lassen?
Es gab viele Beispiele, bei denen ich immer versucht habe, das mit Bob Hanning unter vier Augen zu klären, weil mir an einem guten Miteinander lag. Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, war der Länderpokal in Berlin. Bei dem – nur um des eigenen Vorteils Willen (des Landesverbandes Berlin, Anm. der Red.) – Schiedsrichter massiv angegangen und offizielle Spielpläne nicht eingehalten wurden. Ein solches Verhalten als Funktionär, der eigentlich ein Vorbild zu sein hat, ist für mich ein Unding. Gleichzeitig war für mich ab diesem Zeitpunkt endgültig klar, dass alle Absprachen mit Bob nur Beruhigungspillen sind und sein werden.
Es gab ja immer wieder Kritik an Bob Hanning. Warum trauen sich so wenige, ihn mal in die Schranken zu weisen?
Bob Hanning ist eine dominante Persönlichkeit, die sportlich ohne Frage Respekt verdient, und jemand, der sehr eigenwillig und auf sich fixiert ist. Da erfordert es offenbar doch eine ordentliche Portion Zivilcourage, Dinge offen anzusprechen und dazu zu stehen.
Als einziger Kandidat steht nun Andreas Michelmann zur Wahl, manche sagen: eine Marionette Hannings. Wie sehen Sie das?
Ich bitte um Verständnis, dass ich mich dazu nicht äußern möchte. Das künftige Präsidium muss selbst klären, wie es zusammenarbeiten möchte. Ob man Teamarbeit lebt oder nicht.
Und in internationalen Gremien, nachdem er wohl kein Englisch spricht?
Wir haben in Mark Schober einen Generalsekretär, der alles beherrscht und die Dinge sicher immer optimal vorbereiten wird.
Befürchten Sie denn, dass das internationale Standing des DHB, das in Ihrer Ära deutlich gewonnen hat – Stichwort: WM 2019 zusammen mit Dänemark – unter einem neuen Präsidenten leiden wird?
Nein. Wir haben ja auch in den Strukturen einiges geändert. Wie gesagt in Mark Schober jemanden, der das Geschäft versteht, in Wolfgang Sommerfeld einen kompetenten Sportdirektor und mit dem aus Württemberg stammenden Axel Kromer einen exzellenten Sportwissenschaftler, der dem Leistungssportbereich und der Talentförderung zusätzliche Impulse geben wird. Mit solchen Persönlichkeiten kann ein DHB gut und vertrauensvoll arbeiten.
Stichwort Vertrauen: glauben Sie denn, dass der Herr Michelmann bei der Wahl ein starkes Ergebnis bekommt?
Ich beobachte das wie Sie auch nur von außen. Jeder einzelne Verband wird sich überlegen, wie er abstimmt, das gehört aber auch zu einem demokratischen Prozess. Es liegt mit fern, hier irgendwelche Spekulationen anzustellen.
Das Votum zugunsten Michelmanns wurde der Opposition ja mit einer Strukturreform 2017 schmackhaft gemacht. Was muss man sich darunter vorstellen?
Ich denke, dass es nicht klug wäre, wenn ich hierzu detaillierte Vorschläge machen würde. Aber alle sind sich nach meinem Eindruck einig, dass die Professionalität durch eine hauptamtliche Geschäftsführung gestärkt wird, bestehend aus dem Generalsekretär sowie aus einem Verwaltungs- und einem Sportdirektor, die den DHB aber auch nach außen vertreten. Das Präsidium hätte dann mehr die Form eines Aufsichtsrats und Kontrollorgans. So wie es der DOSB vorgemacht hat.