Politik: Matthias Schiermeyer (ms)
Welchen Anteil haben die deutschen Hilfslieferungen am militärischen Erfolg?
Alle sagen: Die Milan ist die Erfolgsgeschichte! In vielen Bereichen hat der Einsatz der Milan eine Entscheidung im Gefecht herbeigeführt. Es gibt einige Situationen auf dem Gefechtsfeld, bei denen man nicht immer eine 250-Kilo-Bombe abwerfen kann. Man muss einen Gegner auch unschädlich machen können, wenn er 1000 Meter entfernt ist und 5000 Kilo Sprengstoff oben auf seinem gepanzerten Wagen hat. Die Milan wirkt bis 2000 Meter Kampfentfernung und hat eine wesentliche Fähigkeitslücke hervorragend geschlossen – zahlreiche Abschüsse belegen das. Im Kampf gegen den IS hat sie zweifellos zu einer Wende beigetragen.
Benötigen die Peschmerga weitere Ausrüstung?
Natürlich gibt es viele Dinge, die einen Kampf effektiver machen. Nach oben sind den Vorstellungen keine Grenzen gesetzt, eine komplette „Wunschliste“ werden wir jedoch vermutlich nicht erfüllen können. Vor allem müssen die materiellen Hilfslieferungen der Nationen stets an den Bedarf der Peschmerga angepasst werden, sodass sie sich gegenseitig ergänzen.
Besorgt es die Bundeswehr, wenn ein kleiner Teil der deutschen Waffen beim IS auftaucht?
Natürlich besorgt es die Bundeswehr. Jedoch muss das realistisch gesehen werden: Der Verlust einer Waffe kann in einer Gefechtssituation kaum vermieden werden. Das passiert etwa, wenn Gefangene genommen werden. Wenn man die 40 beim IS aufgetauchten Waffen im Verhältnis zu den 20 000 gelieferten sieht, ist das eher relativ. Aus meiner Sicht spielt diese Betrachtung in der medialen Bewertung eine zu große Rolle.
Sehen Sie die Vorwürfe mit dem Untersuchungsbericht der Regionalregierung aufgeklärt?
Ja. Die Untersuchungen haben nachgewiesen, wo die insgesamt 88 Waffen verblieben sind – und es hat letztlich dazu geführt, dass die Hilfslieferungen Ende Mai wieder aufgenommen werden.
Sie bilden in Deutschland auch Multiplikatoren aus – wann können die Peschmerga sich selbst das Rüstzeug vermitteln?
Es war notwendig, dass die Ausbildung im Herbst 2014 in Deutschland begonnen hat. Aber mittlerweile sind wir hier im Nordirak so fest im Sattel und haben das Fachpersonal vor Ort, dass auch in Erbil eine weiterführende fundierte Ausbildung beginnen kann – etwa Milan-Lehrgänge oder eine erweiterte Ausbildung für Kompaniechefs oder Zugführer. Wir versuchen immer mehr Ausbildung von Deutschland in den Nordirak zu bringen: Hier ist das richtige Gelände, hier sind die kurdischen Kämpfer und deren Ausbilder – die Umsetzung ist hier einfacher und bringt noch mehr Multiplikatoren für die Zukunft hervor.

Das Gespräch führte Matthias Schiermeyer.