Politik: Matthias Schiermeyer (ms)
Bilden Sie auch zentralirakische Soldaten aus?
Im Kurdish Training Coordination Center haben bisher zwischen 11 000 und 12 000 Soldaten ein Training absolviert. Der deutsche Anteil liegt bei etwa 2500 Ausgebildeten. Theoretisch können hier auch irakische Streitkräfte ausgebildet werden – dies wurde aber nur in einer ganz geringen Größenordnung im Vorgriff auf die Operation in Mossul umgesetzt. Zentralirakische nehmen wie kurdische Soldaten aber an Lehrgängen in Deutschland teil.
Speziell die deutsche Milan-Rakete ist zum Schutz gegen Selbstmordattentäter bei den Kurden sehr begehrt. Wäre es für notwendig, ihnen noch mehr Waffen zu geben?
Deutschland bildet aus, liefert Material und macht infrastrukturelle Maßnahmen, um die Ausbildung effektiver zu gestalten. Da ist noch die eine oder andere Hilfslieferung geplant. Alles wird eng abgestimmt mit dem Bundesministerium der Verteidigung. Weitere Wünsche der Kurden werden dorthin weitergegeben. Entschieden wird das auf der politischen Ebene.
Wie bereitet man sich auf Hunderttausende von Flüchtlingen vor, die im Kampf um Mossul insgesamt zu erwarten sind?
Wir beobachten dies und halten dazu engen Kontakt mit den Hilfsorganisationen. So sind wir über die Anzahl von Flüchtlingen einigermaßen informiert. Aber hier gibt es auch eine klare Schwierigkeit: Der IS hat noch einiges an Kontrolle über die Bevölkerung in Mossul, sodass diese noch nicht im erwarteten Umfang geflohen ist. Gleichzeitig wurde der Bevölkerung auf Flugblättern mitgeteilt, sie möge Ruhe bewahren und in ihren Häusern bleiben.
Müssen sich die deutschen Soldaten wie auch die Kurden auf verstärkte Anschläge eines in die Ecke gedrängten IS einrichten?
Wir stellen uns selbstverständlich darauf ein, dass es zu einer anderen Art von Bedrohung kommt. Unsere Soldaten setzen wir aber nur dort ein, wo wir das mit gutem Gewissen verantworten können. Jeder dieser Ausbildungseinsätze wird im Einzelfall geprüft.
Im Flüchtlingschaos könnten sich auch IS-Leute ins Land schmuggeln. Haben die Kurden schon derartige Erfahrungen gemacht?
Die Versuche von IS-Kämpfern, zu fliehen oder mit dem Plan eines Anschlags in den Untergrund zu gehen, sind grundsätzlich nichts Neues, aber sie häufen sich jetzt vielleicht. Wir wissen das und stellen uns darauf ein. Die für die Sicherheit in Kurdistan zuständigen Dienste setzen wirklich alles daran, diese Bedrohung so weit wie möglich zu reduzieren. So können wir uns hier noch sehr sicher fühlen.