Wie kann man mit dem Tod der Eltern und mit deren Nachlass umgehen? Christina Erdkönig hat darüber ein Buch geschrieben. Ein Gespräch mit der Journalistin über den endgültigen Abschied von der Kindheit.

Stuttgart – - Darf man die Maßanzüge des toten Vaters in den Altkleidercontainer geben oder sogar wegwerfen? Wer von den Hinterbliebenen bekommt das alte Kochbuch der Mutter, mit dem sich in der Familie so viele Kindheitserinnerungen verbinden? Christina Erdkönig hat binnen zwei Jahren ihre Mutter und ihren Vater verloren – und danach erlebt, wie hilflos auch viele andere Menschen sind, wenn es um den Nachlass ihrer Eltern geht. Sie hat darüber das Buch „Loslassen und Leben aufräumen“ geschrieben. Ein Gespräch mit der 44-Jährigen über ungewöhnliche Funde in Schließfächern und Tagebüchern – und über den endgültigen Abschied von der eigenen Kindheit.
Frau Erdkönig, wie haben Sie den Tod Ihrer Eltern erlebt?
Meine Mutter starb 2008, ihr Tod kam für uns alle völlig unerwartet. Sie war eine schlanke fitte 71-Jährige, plötzlich erlitt sie einen Schlaganfall, der irreparable Schäden auslöste. In der Klinik sagten die Ärzte rasch: „Da ist nichts mehr zu machen.“ Ich hatte so etwas noch nie zuvor durchmachen müssen. Ich war immer glücklich durchs Leben gegangen und hatte ein enges Verhältnis zu meiner Mutter.
Zwei Jahre später starb Ihr Vater.
An Krebs. Er litt an einem Tumor, der eigentlich nicht hätte wiederkommen dürfen und dennoch wiederkam. Auf dem Sterbebett hatte ich das Gefühl, dass er nicht loslassen wollte. Er hat bis zum Schluss um Luft gerungen, es war schwer für uns alle, das mitzuerleben.
Sie haben zwei Schwestern. Tod bedeutet Trauer – und Organisation. Was ist auf Sie damals zugekommen?
Meine älteste Schwester übernahm vorübergehend die Rolle des Familienoberhaupts. Sie hat Ordner gesichert, wir sind zum Notar, mussten klären, was an Vermögenswerten da war, obwohl uns gar nicht der Sinn danach stand. Mein Vater, das ist absurd, hatte kurz vor seinem Tod in einem Schließfach 5000 Euro für die Beerdigung hinterlegt. Das war typisch für ihn, so vorzusorgen. Er wollte auf keinen Fall, dass wir in Stress geraten oder Geld fehlt.
Sie haben mit vielen Menschen darüber gesprochen, wie diese sich fühlten, als sie nach dem Tod ihrer Eltern deren Haushalt auflösen mussten. Wie lief das bei Ihnen?
Vor mir und meinen Schwestern stand ein wahrer Berg an Gegenständen, es war eine Sisyphusarbeit. Wir haben Sperrmüll gemacht, auf dem Wertstoffhof waren wir eine ganze Zeit lang Stammgäste.