Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)
Kann die deutsche Schienen-Infrastruktur überhaupt mehr Verkehr verkraften?
Natürlich müssen viele Engpässe beseitigt werden, auch hier gibt es seit Jahrzehnten riesigen Nachholbedarf. Nehmen wir den wichtigsten Korridor zwischen den Mittelmeer- und Nordseehäfen, der durchs Rheintal führt. Die Niederlande haben schon vor vielen Jahren vom Hafen Rotterdam mit der Betuwe-Linie eine leistungsfähige Güterstrecke gen Deutschland gebaut, die Schweiz eröffnet in diesen Tagen pünktlich den Gotthardt-Tunnel...
… ein Jahrhundertbauwerk, das den Gütertransport auf der Schiene ebenfalls wettbewerbsfähiger machen wird...
Richtig, doch das Problem ist, dass auf deutscher Seite der vierspurige Ausbau der Rheintaltrasse meilenweit den zugesagten Terminen hinterher hinkt. Deutschland hat es nicht geschafft, die internationalen Verträge auch nur annähernd einzuhalten. Es wird höchste Zeit, endlich umzusteuern. Güter sollten wo es nur geht auf die Schiene, da sind Bund und Länder in der Pflicht. Deshalb haben wir auch alle Verkehrs- und Wirtschaftsminister der Bundesländer und die Ministerpräsidenten zum Handeln aufgefordert.
Was passiert, wenn DB-Chef Grube versucht, sein Sanierungskonzept ohne Zustimmung der Arbeitnehmer durchzuziehen?
Wir wissen uns zu wehren. Unter dem Motto „Stoppt den Kahlschlag! Kein Abbau von 3000 Stellen bei DB Cargo!“ haben Betriebsräte und die Eisenbahnverkehrsgewerkschaft bereits zur Protestdemo am 8. Juni vor dem Bahntower in Berlin aufgerufen. Dann tagt der Konzern-Aufsichtsrat, dem ich angehöre. Und dort wollen wir unser Alternativkonzept „Güter-Arbeit 2030“ einbringen.
Was ist der Inhalt?
Es geht darum, für die DB Cargo und den Schienengüterverkehr die Rahmenbedingungen auf zügiges Wachstum anstatt auf Arbeitsplatzabbau und Schrumpfkurs zu stellen. Dazu müssen sich das DB-Management und der Bund als Eigentümer klar bekennen. Wir brauchen mehr Umsatz, mehr Beschäftigung, mehr Qualität und mehr Erfolg. Unser Konzept stellt dafür die Weichen.