Die Umsätze von Globetrotter sind zuletzt gesunken, und sie haben Verluste eingefahren. Große Markenhersteller eröffnen immer mehr eigene Läden, zum Beispiel Mammut, North Face oder Jack Wolfskin. Letzterer hat ihnen gerade eine langjährige Partnerschaft im Onlinevertrieb aufgekündigt. Zudem wächst die Konkurrenz der reinen Internetversender. Wie wollen Sie das alles kompensieren?
Den Trend zur Vertikalisierung bei den großen Marken werden wir nicht aufhalten können. Wer aber nicht nur eine Marke will, sondern Auswahl, der ist bei uns richtig. Unser Berater kann dem Kunden Jacken verschiedener Hersteller zeigen und ihm dann die beste für seine Zwecke empfehlen. Wir ermöglichen zudem kleinen, interessanten Marken den Einstieg in den Markt und versuchen künftig auch mit neu entwickelten Eigenmarken den Anteil aufzufangen, der uns durch die stärkere Konkurrenz verloren geht.
Ist es denkbar, dass Sie sich von der ein oder anderen starken Marke trennen oder einer der Partner von Ihnen?
Ausschließen kann ich das nicht. Natürlich stört es uns, wenn immer mehr Mono-Marken-Filialen um uns herum aufgebaut werden. Das ist meiner Meinung nach immer auch ein Zeichen dafür, dass die Hersteller nicht mit uns zufrieden sind und Wachstumserwartungen haben, die wir ihnen nicht erfüllen können. Sie meinen, dass sie mit einem eigenen Laden deutlich mehr verkaufen können. Das ist ihr gutes Recht. Unser gutes Recht ist es dagegen, dass wir jedes Jahr neu einkaufen und uns immer neu entscheiden, mit welchen Marken wir zusammenarbeiten wollen. Die Abhängigkeit ist also auf beiden Seiten da.
Anfang des Jahres ist der schwedische Outdoor-Hersteller Fenix als Teilhaber bei Globetrotter eingestiegen. Wie kann der Ihnen helfen, zurück in die Erfolgsspur zu finden?
Zur Fenix-Gruppe gehören vier Outdoor-Marken, die bekannteste ist Fjällräven, die unser Sortiment verstärkt. Doch es gehören auch zwei Einzelhandelsketten dazu: der schwedische Marktführer Naturkompaniet und der finnische Partioaitta. Dadurch ergeben sich neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Mehr kann ich im Moment noch nicht dazu sagen.
Ihre Strategie ist, über jeden Vertriebskanal denselben Preis zu verlangen. Bleibt es dabei?
Grundsätzlich halte ich einheitliche Preise und Transparenz dem Kunden gegenüber für wichtig. Wir haben nun aber die technischen Möglichkeiten geschaffen, Preise lokal uneinheitlich zu gestalten, sollte der Druck im Markt weiter steigen. Es wäre zum Beispiel denkbar, dass der Winterschlussverkauf in Hamburg schon beginnt, während in München noch tiefster Winter ist. Aber welcher Preis gilt dann im Onlineshop? Die beste Lösung haben wir noch nicht gefunden, wir experimentieren.
Es wären ja auch günstigere Preise im Internet denkbar, wo die Beratung wegfällt.
Uns wäre es am liebsten, wenn wir eine einheitliche Preisgestaltung halten könnten, die im Markt die nötige Akzeptanz findet. Das ist eine schwierige Aufgabenstellung für den Handel insgesamt.
Erläutern Sie Ihr neues Prinzip der Same-Day-Delivery, also der Lieferung am Tag der Bestellung, das sie gerade in Stuttgart und Hamburg einführen.
Kunden im Umkreis von 25 Kilometern um eine Filiale können Jacken, Zelte, Schlaf- oder Rucksäcke über das Internet ordern und erhalten sie bei einer Bestellung bis 16 Uhr noch am selben Abend nach Hause geliefert. Der Service kostet 5,95 Euro pro Bestellung.
Sie liefern damit schneller als Amazon aus.
Das ist nicht unser vorrangiges Ziel. Es geht uns eher um das Aufbrechen der Grenzen zwischen On- und Offlinehandel. Dazu gehört auch „Click & Collect“, wo der Kunde sich Sachen über den Onlineshop kostenfrei in die nächstgelegene Filiale liefern lassen kann. Das alles ist bei reinen Internetanbietern nicht möglich. Mich stört deren Arroganz, wenn sie sagen „wir erobern die Welt, und der stationäre Handel hat keine Zukunft“. Damit liegen sie falsch, und es wird höchste Zeit, dass wir zeigen, welche Möglichkeiten die Verschmelzung der Vorteile von beiden Welten bietet.