Politik: Matthias Schiermeyer (ms)
Bei der Landes- SPD will die Verdi-Landeschefin Leni Breymaier die Führung übernehmen. Könnte sie mit ihren Positionen die Linke weiter marginalisieren?
Wir kennen uns schon ganz lange und haben ein gutes Verhältnis. Leni Breymaier ist eine linke SPD-Frau, Gewerkschafterin und sehr pragmatisch. Und sie muss mit ihrer Partei aus einem tiefen Tal heraus. Das wird nicht einfach sein. Vielleicht lässt sich auf dieser Ebene schauen, wohin es gehen kann in Baden-Württemberg – da könnte es zumindest mal ein informelles Abtasten geben, wenn sie erst gewählt ist. Ich würde darin eine Chance sehen, denn ich glaube nicht, dass die SPD ein Interesse daran hat, über einen längeren Zeitraum mit einer grün-schwarzen Regierung zu tun zu haben.
Die Linkspartei ist bei der Wahl wieder unter drei Prozent geblieben. Wie kommt sie aus ihrem Dauertief?
Wir müssen uns mehr in der Fläche verankern – in den Kommunen und Landkreisen, wo wir zum Teil sehr schwach aufgestellt sind. Und wir müssen lernen, direkt mit den Menschen zu kommunizieren und zu hören, wo ihnen tatsächlich der Schuh drückt – in den Stadtteilen der größeren Städte, in den Vororten und auf dem Land. Das haben wir bisher zu wenig gemacht. Wo wir Haustürwahlkampf gemacht haben, wie in Stuttgart, haben wir auch gute Wahlergebnisse erzielt. Das müssen wir verbreitern. Wir müssen uns darauf fokussieren, mit den jungen Menschen mehr Aufbau von unten zu betreiben. Von deren Kreativität können wir noch lernen. Erfreulich ist seit 2015, dass vor allem jüngere Menschen zu uns kommen und wir einen Mitgliederzuwachs haben.
Viele Linken-Wähler sind bei der AfD gelandet – was ist falsch gelaufen?
Ein Teil der Wähler orientiert sich immer nach einer populistischen Richtung – die haben wir ja auch mal gehabt: Leute, die auf einfache Erklärungsmuster abfahren. In den nächsten Monaten wird sich der Zuspruch für die AfD ein Stück abschleifen, weil sie im Parlament zeigen muss, was sie will und kann. Damit werden wir uns dann inhaltlich auseinander setzen. Dies geht in der Regel nur vor Ort. Mit Schlagwörtern und Überschriften können die Menschen nichts anfangen.