Gewalt auf der Straße ist doch ein typisches Mittel des Faschismus. Dass es auch ein Mittel des Antifaschismus sein soll, leuchtet mir nicht ein: Gewalt ist in der Demokratie kein Mittel der politischen Auseinandersetzung.
Gewalt gibt es, seit es Menschen gibt. Aber natürlich ist Terror auf der Straße das, was den deutschen Faschismus in seinen Anfangsjahren ausgemacht hat, um zu zeigen, wie es einmal aussehen wird, wenn die Nazis an der Macht sind: Gewalt gegen Andersdenkende, Gewalt gegen Minderheiten, Gewalt gegen vermeintliche politische Feinde. Und da ist es natürlich eine Tatsache, dass wir den Nazis die Straße nicht überlassen wollen.
Und wenn sich ein Polizist dem auftragsgemäß entgegenstellt, ist er selber schuld? Mit Verlaub, man hatte den Eindruck, manche kommen nur wegen dem Krawall und nehmen bei ihren Aktionen in Kauf, dass Beamte verletzt werden.
Sie täuschen sich, das ist nicht unsere Absicht. Ich würde auch ein bisschen abstrahieren vom einzelnen Polizisten: die wissen, weshalb sie ihren Beruf wählen und welche Konsequenzen es mit sich bringt. Es kann sich ja auch kein Maler beschweren, wenn er mal Farbe aufs Hemd bekommt. Ich habe hier in Göppingen in den vergangenen beiden Jahren zudem nicht erlebt, dass es so viel Gewalt gegen Polizisten gegeben hat. Im Gegenteil: Viele Demonstranten wurden bei den Protesten teils schwer verletzt. Das ist ein weiterer Grund, weshalb wir am Samstag auf die Straße gehen.
Sind denn auch ohne Nazis am Samstag Auseinandersetzungen mit der Polizei zu befürchten?
Zunächst einmal wollen wir unsere politischen Botschaften auf die Straße bringen. Da interessiert uns die Polizei wenig. Wenn es aber wieder so losgeht, dass jeder Demonstrationsteilnehmer seinen Ausweis vorzeigen muss und wir rechtswidrig gefilmt werden, dann ist das ein Problem. Wir wollen unserem Anliegen schon gerecht werden. Wir sind aber nicht dazu da, uns an der Göppinger Bereitschaftspolizei abzuarbeiten.