Politik: Matthias Schiermeyer (ms)
Kanzlerin Merkel sagt, dass die Kommunen auf den demografischen Wandel noch nicht ausreichend vorbereitet seien – etwa bei der Infrastruktur und bei der Gesundheitsversorgung. Stimmen Sie zu?
Ich glaube, dass die Städte sich schon lange auf den Weg gemacht haben, diese großen Herausforderungen des demografischen Wandels in Angriff zu nehmen. Aber natürlich ist das alles mit Investitionen verbunden – die Quartiersentwicklung kostet Geld. Deswegen bauen wir auf die Demografie-adäquate Ausgestaltung der Städtebaufördermittel und der anderen Finanzierungsinstrumente.
Weniger absehbar war und ist die wachsende Zahl von Flüchtlingen, die vor Ort die Spannungen verschärft. Droht da ein schwerer gesellschaftlicher Konflikt, der bisher vernachlässigt worden ist?
Nein, das glaube ich nicht. Richtig ist, dass die Aufnahme von Asylbewerbern und Flüchtlingen eine große Herausforderung ist und dass wir als Städte alles tun, um den Menschen gute Unterkünfte zu ermöglichen und sie sozial zu begleiten. Aber wir müssen natürlich auch an die Menschen denken, die hier leben. Wir müssen weiter für Akzeptanz werben, damit die Hilfsbereitschaft, die wir in großem Umfang erleben, erhalten bleibt.
Das Engagement Einzelner wiegt die schlechter werdende Stimmung irgendwann nicht mehr auf?
Ich kann nur aus meiner Stadt berichten, dass wir sehr gut im Dialog sind. Indem man für Begegnungsmöglichkeiten sorgt, können diffuse Ängste abgebaut werden. Wichtig ist, dass die Menschen ernst genommen werden.
Auch einzelne Kommunalverantwortliche geraten ins Visier von rechten Populisten, weil sie sich einbringen – hält dies vom Engagement ab?
Das ist sicherlich nicht für jeden Verantwortlichen eine einfache Situation. Aber ich erlebe im Osten oder auch bei uns im Westen, wo so etwas im Internet vorkommt, dass wir uns davon nicht beeindrucken lassen. Wir treten den Anfeindungen sehr couragiert entgegen.