Lange schien es, als seien sie vor jedem Spiel zum Abschuss freigegeben. Wie sind Sie damit umgegangen?
Ich habe einfach nicht beachtet, was alles geschrieben und gesagt wurde, sondern mich nur darauf konzentriert, was ich selbst beeinflussen konnte: die Arbeit mit der Mannschaft. Alles andere habe ich ausgeblendet. Der Verein war mir gegenüber so offen und ehrlich, dass ich jederzeit wusste, woran ich bin. Es gab aber schon auch Tage, an denen ich ins Grübeln kam. Dann habe ich mir aber wieder gesagt: da gehst du jetzt durch.
Wie sehr hat es Sie genervt, dass in jener Zeit auch regelmäßig an Ihrer angeblich verbesserungswürdigen Außendarstellung herumgemäkelt wurde?
Ich bin lange genug im Geschäft und weiß: Fußball ist ein Ergebnissport. Wenn man verliert, heißt es: kein Wunder, der Keller strahlt ja auch nichts aus. Und wenn wir gewinnen, sagen die Leute: das liegt daran, dass der Keller immer so ruhig und sachlich ist. Mit anderen Worten: was mir zu Beginn als Schwäche angekreidet wurde, soll jetzt plötzlich eine Stärke sein.
Woran liegt das?
Die entscheidende Frage ist häufig: was möchte die Öffentlichkeit wahrnehmen? Dementsprechend wird dein Verhalten dann auch ausgelegt. Das kann ich nicht beeinflussen. Ich kann nur versuchen, mir treu zu bleiben.
Gab es nicht trotzdem manchmal die Versuchung, in der Öffentlichkeit mal kräftig auf den Tisch zu hauen?
Was man gerne machen würde und was man tatsächlich macht, das sind zwei unterschiedliche Dinge. Bruno Labbadia hat ja mal beim VfB seinen Kropf geleert – und ich glaube nicht, dass ihm das weitergeholfen hat. Anschließend ist er noch mehr kritisiert worden. Ich habe mich entschieden, meinen Weg konsequent weiterzugehen und mich nicht verbiegen zu lassen. Und ich glaube, dass diese klare Linie zum Erfolg beigetragen hat.
Sie müssen jetzt große Genugtuung verspüren.
Ich freue mich darüber, dass sich die Mühen ausbezahlen und die Mannschaft jetzt vieles von dem umsetzt, was wir uns in den vergangenen 16 Monaten erarbeitet haben. Ich weiß aber auch, dass irgendwann wieder schwierigere Zeiten kommen werden. Genugtuung ist daher das falsche Wort.