Die Zeiten, in denen Götz George alles spielen musste, sind vorbei. Er übernimmt nur noch wunderbar schöne Rollen, wie er sagt.

Stuttgart - Das ZDF zeigt am Montag (16.05.) um 20.15 Uhr Vivian Naefes Tragikomödie "Papa allein zu Haus". Götz George spielt darin Theo Winter, einen Verkehrsplaner.

 

Herr George, haben Sie durch Ihre Rolle eine neue Beziehung zu roten Ampeln gewonnen?
Nein. Ich bin kein Straßenkind. Mich treibt nichts in die Stadt. Ich bewege mich nur ganz selten hinaus aus meinem Paradies da draußen vor Berlin, wo ich viel mit dem Fahrrad unterwegs bin. Dort werde ich nicht mit Ampeln und der Straßenverkehrsordnung konfrontiert.

Das Schlimmste, was man Ihnen antun kann, ist eine Autofahrt in der Großstadt zur Rushhour?
Grauenvoll. Muss ich aber nicht. Wenn es hart auf hart kommt, bei Filmproduktionen, werde ich von einem Fahrer abgeholt. Aber ich finde es eine originelle Idee von Vivian Naefe, dass meine Figur Verkehrsplaner ist. Diese Berufsgruppe wurde vom Fernsehen noch nicht abgedeckt. Man kann mit diesem Beruf gut operieren, kann eine gewisse Spießigkeit zeigen.

Theo Winter ist nicht nur Spießer, sondern ein Anti-Vater, dem rote Ampeln immer wichtiger waren als seine eigenen Kinder.
Ich spiele den Kotzbrocken, der sich läutert. Nicht aus Einsicht. Es ergibt sich. Die Frau stirbt, auf einmal ist er alleine. Aber erst durch ihren Tod merkt er, dass seine Frau wirklich fehlt. In dieser Situation trifft er auf die kleine, aufmüpfige Johanna. Das sind zwei Menschen, die vereinsamen und merken, dass sie mit Aggressionen nicht weiterkommen und dass sie letztlich aufeinander angewiesen sind.

Muss man Ja sagen, wenn eine Autorin wie Vivian Naefe ein Drehbuch extra für Götz George schreibt?
Wenn einer zu mir kommt: "Ich habe ein Buch geschrieben für dich", und es gefällt mir, dann mache ich das. Wenn das Buch nicht toll ist, mache ich es nicht. So simpel ist das. Das Buch von Vivian Naefe fand schnelle Anerkennung bei mir.

Arbeit ist für Theo Winter Lebensinhalt. Er würde ohne Bezahlung arbeiten. Sie auch?
Ja, logisch. Zwar keine kleine Rolle, aus diesem Alter bin ich raus. Aber wenn es eine knallharte, wunderbar schöne Rolle ist, dann spiele ich das auch umsonst. Es gibt ja Filme, da denkst du dir: Mensch Kinder, da steckt so viel Arbeit und Lebenszeit drin, und dann kommt so eine Scheiße raus. Wenn du das zwei, drei Mal erlebt hast, dann gehst du viel vorsichtiger mit deiner Zeit um. Sie fehlt mir dann am Schluss.

Wenn der liebe Gott . . .
Ich bin ungläubig! Ich kann nicht verstehen, warum sich die meisten Deutschen bei der Volkszählung dagegen sträuben, ihre Konfession anzugeben oder überhaupt klar zu sagen, welche Partei sie wählen. Man kann doch ehrlich miteinander sein.

Aber angenommen, es gibt einen Gott: wie soll der Sie am Ende holen? Wie Theo Winters Ehefrau, beim Sackhüpfen?
Der soll mich dann holen, solange ich noch bei klarem Verstand bin. Oder mir zumindest rechtzeitig ein Zeichen geben, solange ich noch weiß: das ist der Revolver, das ist die Kugel, da musst du draufdrücken. Das ist oft nicht in deiner Macht. Gunter Sachs hat das wahrscheinlich erkannt und für sich entschieden. Mutig. 

Der Schauspieler und ein neuer Fernsehfilm

Karriere
Götz George, 72, ist seit sechzig Jahren im Metier. Der Sohn der Schauspieler Berta Drews und Heinrich George spielte Hauptrollen in unterschiedlichen Genres. Seine Lebensrolle wurde der Kommissar Horst Schimanski in der ARD-Reihe „Tatort“. 2007 bekam er den Deutschen Fernsehpreis.

Tragikomödie
Vivian Naefe hat die männliche Hauptrolle ihrer Tragikomödie „Papa allein zu Haus“ für George geschrieben. Er spielt einen Verkehrsplaner, der die mutterlose Misanthropin Johanna (Janina Stopper) umfährt. Gemeinsam bessern sie ihr einsames Leben. skr
(Senta Krasser)