In fast allen Ihren Filmen, die Sie als Schauspielerin oder Regisseurin realisiert haben, spielt New York die zweite Hauptrolle und ihre Figuren scheinen mit der Stadt verwachsen zu sein. Warum ist New York für Sie ein solch fruchtbarer kreativer Boden?
New York ist eine sehr cinegene Stadt. Ich bin nicht dort aufgewachsen und habe die Stadt zunächst nur über das Kino kennengelernt. Ganz besonders in den Filmen von Woody Allen. Wenn ich in meinem Alltag durch New York gehe, sehe ich oft Filmszenen vor mir. Aber ehrlich gesagt, denke ich ohnehin dauernd an Filme. Das ist manchmal ein bisschen seltsam, wenn man bei jeder lustigen Konversation daran denkt, dass man das auch im nächsten Film verwenden könnte. Das fühlt sich an, als würde man nicht das wirkliche Leben leben. Aber mein nächster Film wird nicht in New York gedreht, sondern in Northern California, wo ich aufgewachsen bin. Ich drehe sehr gern in New York, aber es hat seinen Reiz an den Ort zurückzugehen, wo man herkommt und dem man sich auf mysteriöse Weise immer noch verbunden fühlt.
Werden Sie in New York auf der Straße erkannt?
Ich mache nicht die Art von Filmen und habe nicht das äußere Erscheinungsbild, dass ich auf der Straße ständig wiedererkannt werde. Und da bin ich sehr froh drum. Ruhm ist ein Gefängnis. Darauf kann ich gern verzichten. Mir ist es sehr wichtig, in der Masse verschwinden und Menschen beobachten zu können. Der Platz, an dem ich mich am wohlsten fühle, ist die Subway-Station 42. Straße. Dort treffen sechs verschiedene Linien zusammen und in der Rushhour kommen die Menschen aus allen Richtungen. Dort in der Mitte zu stehen, die Leute an mir vorbei rauschen zu lassen und mit der Masse der Menschheit zu verschmelzen – das fühlt sich unheimlich gut an.
Mit den Menschen zu verschmelzen – ist das auch Ziel Ihrer filmischen Arbeit?
Ich mag die Menschen – so kompliziert sie auch sind. Wir sind ein seltsamer Haufen. Mich interessiert, was Menschen tun und warum sie es tun. Ich habe immer versucht dem menschlichen Leben durch Kunst einen Sinn zu entlocken. Das ist eine ebenso absurde wie wundervolle Beschäftigung und ich bin dankbar dafür, dass ich damit mein Lebensunterhalt verdienen darf.
Werden Sie dem Independent-Kino treu bleiben? Bekommen Sie keine Angebote für große Studio-Produktionen?
Ich vermeide solche Projekte, aber ich bekomme aus dieser Richtung auch selten etwas angeboten. Aber letztlich käme es auf den Regisseur an. Wenn Christopher Nolan mich fragen würde, ob ich in seinem nächsten Superhelden-Film eine Sekretärin spielen möchte, würde ich das machen. Christopher Nolan ist cool. Er ist ein echter Filmemacher, der sich wirklich für das Kino einsetzt. Es gibt auch im Studiosystem viele interessante Regisseure.
Ihre Filme werden oft mit denen von Woody Allen verglichen. Sie haben in „To Rome with Love“ auch schon für ihn vor der Kamera gestanden. Haben Sie ihn heimlich ausspioniert?
Woody Allen ist mein großes Vorbild. Er hat einige meiner Lieblingsfilme gemacht. Ich habe zwar für ihn vor der Kamera gestanden, aber es war eine kleine Rolle und er hat vielleicht fünfzehn Sätze mit ihm gesprochen. Wirklich kennengelernt habe ich ihn nicht. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er sich an mich erinnern würde. Aber natürlich habe ich ihn ein wenig ausspioniert und sogar gehört, wie er sich selbst einen Witz erzählt hat. Das fand ich toll, dass Woody Allen nicht nur sein Publikum, sondern auch einfach nur sich selbst zum Lachen bringt.