Mal zu einer anderen Art der Stadtentwicklung: Neubaugebiete. Viele Kommunen entscheiden sich bei Neubaugebieten für das Ankaufmodell, kaufen also das Land komplett, sorgen für die Erschließung und können dann selbst entscheiden, an wen sie die fertigen Baugrundstücke verkaufen. Wieso hat sich Heimsheim bei Lailberg II gegen dieses Modell entschieden – oder stand das gar nicht zur Debatte?
Das stand gar nicht zur Debatte. Die Stadt hat schon einiges aufgekauft, aber nicht alles. Ich vermute, dass das schon an der Größe gescheitert wäre. Beim nächsten Baugebiet würde ich das Ankaufmodell auch vorschlagen, aber das dürfen dann keine neun Hektar sein, es muss überschaubar bleiben. In diesem Fall hätte uns das noch viel mehr Zeit gekostet, wenn es überhaupt realisierbar gewesen wäre. Stand heute besitzt die Stadt mehr als 60 Prozent der Flächen und 107 der 195 Bauplätze.
Kontrovers wurde bis zuletzt die Ausgestaltung des Baugebiets diskutiert: Statt auch Mehrfamilienhäuser einzubeziehen, gibt es fast nur Einzelhäuser für eine bis maximal drei Familien. Das heißt: nur beschränkter Wohnraum und kaum Chancen auf soziales Wohnen. Hätte das aus Ihrer Sicht anders laufen müssen?
Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich mir Mehrfamilienhäuser angrenzend an Lailberg I, wo wir heute schon Geschossbauten haben, auch gut vorstellen können. Aber das städtebauliche Konzept stand schon seit 2011, daran im nördlichen Bereich etwas zu ändern, hätte uns sicher noch einmal mehrere Jahre gekostet. Gleichzeitig war unsicher, ob die Stadt zu entsprechendem Eigentum kommt, um die Bebauung mit Mehrfamilienhäusern auch steuern zu können. Solche Ideen muss man beim nächsten Quartier viel früher aufgreifen. Ich kann mir Mehrfamilienhäuser auch gut in einer Stadtmitte vorstellen. Dort ist es leichter, auch mal drei Vollgeschosse zu realisieren, je nach Quartier.
Hat Heimsheim nach der Besiedlung von Lailberg II überhaupt noch Kapazitäten, um zu wachsen, oder ist dann erst mal Schluss?
Es gibt schon noch Flächen, deutlich kleiner als Lailberg II, aber jetzt müssen wir erst einmal die Herausforderungen meistern, die ein Zuwachs von etwa 500 Einwohnern mit sich bringt. Insofern sehe ich in nächster Zeit keine Entwicklung mit neuen Wohngebieten, man sollte sich eher auf die Innenentwicklung konzentrieren.
Vorhin hatten wir es ja schon kurz von den beiden großen Themen Windkraft und Schleglerschloss. Gerade die möglichen Windräder an der Ortsgrenze haben für einigen Wirbel zwischen Heimsheim und Weil der Stadt gesorgt. Wie hat sich das entwickelt?
Das Thema verlangt mir enormen Einsatz ab. Wir sollten alle Register ziehen, ein solches Vorhaben zu verhindern. Derart riesige Windindustrieanlagen würden in Heimsheim vieles zerstören, was seit Jahrzehnten gepflegt wird und den Heimsheimern besonders wichtig ist. Ich bin deshalb froh, dass wir mit den Nachbarn in einem sehr guten Dialog angekommen sind. Bürgermeister Schreiber und ich wollen zum Beginn der Sommerferien über den aktuellen Stand informieren. Unabhängig davon bereitet Heimsheim eine Klage gegen die mehr als fragwürdige Entscheidung der Region Stuttgart vor.
Und wie steht es in Sachen Schleglerschloss?
Die weitere Nutzung des Heimsheimer Wahrzeichens ist in Gefahr, nachdem das Land zwar eine Brandschau veranlasst hat, die anstehenden Maßnahmen und Kosten aber nicht übernehmen will. Deshalb ist die Stadt in Vorleistung getreten, die Kosten werden wir beim Land aber wieder zurückfordern. Nächste Woche ist eine gemeinsame Besprechung, wie es weiter gehen kann. Dabei wird auch der Erwerb des Schleglerschlosses durch die Stadt thematisiert.
Ich nehme an, beides sind keine Punkte, die man auf dem Schirm hat, wenn man sich um ein Bürgermeisteramt bewirbt. Zumindest wäre das vermutlich nicht Ihre erste Antwort gewesen auf die Frage: Was glauben Sie, was Sie in den nächsten Jahren erwartet? Doch abgesehen davon: Was hat Sie in Ihrer Zeit als Bürgermeister – im positiven oder negativen Sinne – am meisten überrascht?
Überrascht hat mich bei Amtsantritt, dass ich eine Stadt mit beachtlichen Rückständen vorgefunden habe. Die Sanierung der Stadthalle war noch nicht begonnen, das Kanalsystem war marode, und der Bauhof befand sich seit Jahren im Provisorium, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Bearbeitung der Rückstände kostet uns enorm viel Finanz- und Arbeitskraft und beschäftigt uns bis heute. Positiv überraschen mich nach wie vor die Heimsheimer, die, anstatt lange zu fordern oder zu diskutieren, ehrenamtlich selber anpacken.
Dann schauen wir doch mal nach vorne. Bis zur nächsten Bürgermeisterwahl sind es immerhin noch vier Jahre, aber haben Sie trotzdem schon mal darüber nachgedacht, ob eine Wiederwahl für Sie infrage käme?
Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Aber wenn nächsten Monat Bürgermeisterwahl wäre, würde ich mich auf jeden Fall wieder bewerben.
Deutlich näher liegt da natürlich die Landratswahl im Enzkreis – die ist schon nächstes Jahr. Ist das etwas, das Sie für sich jemals in Betracht gezogen haben?
Nein. Mich den Themen der Stadt zu widmen, ist mir viel wichtiger. Ich habe den Heimsheimern zugesagt, dass ich mich um die Belange hier kümmere, und das halte ich auch.
Zum Abschluss habe ich dann noch zwei klassische Halbzeit-Fragen an Sie: Auf welche Entwicklung aus den vergangenen vier Jahren sind Sie besonders stolz? Und was möchten Sie in den nächsten vier Jahren gerne noch erreichen oder anstoßen?
Besonders freut mich, dass sich in Heimsheim gerade so viel bewegt. Wir bewältigen mehrere Bebauungsplanverfahren und viele größere und kleinere Vorhaben parallel. Einzelne Projekte möchte ich jetzt gar nicht herausgreifen. Mit der Gesamtleistung bin ich wirklich sehr zufrieden.
Und für die Zukunft?
Es gibt weiterhin viel zu tun, einiges wie der Neubau eines Bauhofs oder eines Kindergartens steht ja bereits auf der Agenda. Auch die Entwicklung des Stadtkerns hat für mich weiterhin einen hohen Stellenwert. Aber ich habe immer gesagt: So etwas darf man nicht mit Amtszeiten von Bürgermeistern verbinden. Das ist ein Prozess, der unter Umständen über Jahrzehnte geht und vielleicht nie aufhört. Aber man muss es einmal beginnen, sonst kommt man nie ans Ziel. Mein Wunsch wäre, dass wir in den nächsten vier Jahren das eine oder andere in der Stadtkernentwicklung realisieren können und Projekte greifbar werden.

Das Gespräch führte Kathrin Klette