Der Schwabe ist halt ein Fremdler.
Deshalb ist man auch ein Leben lang ein Neigschmeckter, selbst wenn man schon 20 Jahre dort wohnt. Meine Oma sagt immer: „Was der Bauer net kennt, frisst er net“ – was sich ja nicht nur aufs Essen bezieht. Dabei wäre es doch nicht so schlimm, wenn man jemanden, mit dem man schon zehn Jahre lang abhängt, auch mal früher in den Freundeskreis integriert und nicht erst, nachdem er schon sein halbes Leben eine Bewährungsprobe hatte.
Ein bisschen weniger Distanz würde den Schwaben also nicht schaden?
Ja, wobei das natürlich im Grunde etwas mit Höflichkeit und Respekt zu tun hat. Nach dem Motto: „I will gar net wissen, was die Nachbarn so mached, des isch dene ihr Ding.“ Im Umkehrschluss erwarten sie das von den Nachbarn auch.
Aber den Dialekt beherrschen Sie nach wie vor perfekt!
Wenn du von der Ostalb kommst, dann geht das nicht mehr weg, das ist meine Muttersprache.
Aber Sie können mühelos ins Hochdeutsche wechseln.
Das ist Ansichtssache, es gibt Leute, die sagen, man würde gar nichts heraushören. Andere sagen: „Da, jetzt hab ich es wieder gehört bei Stuttgart – da war das ‚r‘ unten!“ Es gibt Leute, die denken, ich komme aus dem Osten, denn die haben ja auch das ‚r‘ unten. Wieder andere denken, ich komme aus dem Rheinland.
Was schätzen Sie an den Schwaben?
Ihre Verlässlichkeit. Und wenn der Schwabe schließlich nach 25 Jahren gesagt hat: „Du bist mein Freund“, dann hat man den auch fürs Leben. Toll ist auch, dass sie pünktlich sind. Wenn ein Schwabe sagt, er ist um 19 Uhr da, dann ist er auch um 19 Uhr da. Nicht wie der Rheinländer, der erst um 22 Uhr kommt und sagt: „Ich konnte ja nicht wissen, dass du pünktlich bist!“
Das Gespräch führte Simone Höhn.