Sport: Heiko Hinrichsen (hh)
Diese Zäsur setzt aber auch großes Vertrauen in Sie voraus. Denn es wurden ja nicht irgendwelche Unbekannten aussortiert. Teure Spieler wie Tim Wiese waren fortan fast schon totes Kapital.
In solchen Fragen gibt es bei uns keine Alleingänge. Die darf es auch nicht geben. Es war eine Entscheidung, die mit unserem Leiter Profifußball, Alexander Rosen, mit dem Geschäftsführer Frank Briel, aber auch mit unserem Mäzen Dietmar Hopp abgesprochen war.
Ein Spieler, an dem auch der VfB interessiert war, ist Kevin Volland, der nun bis 2017 verlängert hat. Wie wichtig ist dieses Bekenntnis eines 21-Jährigen für den Verein?
An Kevin war nicht nur der VfB interessiert, sondern auch andere Clubs – was ich gut verstehen kann. Letztlich hat er aber gemerkt, dass es ihm guttut, den Weg weiter mit uns zu gehen. Er ist unheimlich fleißig, lernwillig und bodenständig, hat ein gutes Auftreten und fühlt sich in Hoffenheim wohl. Kevin weiß, wie talentiert er ist. Aber er erkennt auch, dass er längst noch nicht fertig ist.
In Ihrer Ausbildungsklasse zum Fußballlehrer saßen in Markus Weinzierl und Michael Wiesinger weitere Jungtrainer, die es in Augsburg und Nürnberg auf den Chefposten geschafft haben. Und nicht zu vergessen: Thomas Schneider. Was erwarten Sie am Sonntag vom neuen VfB-Trainer?
Zunächst einmal: Thomas und ich haben uns sehr gut verstanden. Er ist ein umgänglicher Typ, der immer einen Plan in der Tasche zu haben scheint. Ich kenne ihn aus dem Theorieunterricht und kann deshalb nicht richtig beurteilen, wie er als Trainer tatsächlich arbeitet.
Macht das die Vorbereitung schwieriger?
Ein bisschen. Mit unseren bisherigen Erkenntnissen zum VfB können wir nach dem Trainerwechsel nicht mehr viel anfangen. Das wollen wir aber nicht überbewerten, sondern uns eher auf unsere eigene Leistung konzentrieren.
Was haben die Stuttgarter, was Hoffenheim nicht hat?
Bedingt durch seine lange Tradition besitzt der VfB auch bundesweit viele Anhänger. Da haben wir noch Nachholbedarf. Was die erste Liga betrifft, sind wir ein sehr junger Club. Dazu sind die Stuttgarter im Jugendbereich schon immer vorbildlich gewesen. Daran hat sich Hoffenheim in seiner Ausbildung orientiert. Der VfB hat viel in seinen Nachwuchs investiert – und letztlich auch profitiert. Hier sehe ich Parallelen.
Sie haben in Stefan Thesker, Niklas Süle oder Robin Szarka einigen Youngstern im Abstiegskampf vertraut. Vielen Beobachtern auf der Tribüne wurde bei so viel Jugendstil schon ein wenig mulmig.
Sehen Sie: Das unterscheidet mich grundsätzlich von anderen. Ich komme überhaupt nicht ins Schwitzen, wenn ich das Thema Jugend höre. Denn bei mir gibt es nur gut und schlecht. Ich kann auch mit elf 18-Jährigen spielen, aber auch mit elf 35-Jährigen. Wichtig ist, dass jeder Spieler seine Aufgabe so erfüllt, wie ich mir das wünsche. Wir im Trainerteam müssen den Jungen das Vertrauen entgegenbringen, damit sie ihre Erfahrungen machen und aus Fehlern lernen. Sonst entwickeln sie sich nicht.