Sport: Joachim Klumpp (ump)

Sie reden aber auch in anderer Hinsicht verständlich mit den Spielern. Woher kommt Ihr fast perfektes Deutsch – von Trapattoni kann es nicht sein.
Na ja. Ich bin vor 22 Jahren nach Deutschland gekommen und habe sechs Jahre in München gelebt. Dann war ich im Ausland und bin vor zehn Jahren zurück nach Düsseldorf gegangen. Seither bewege ich mich mit meinem Wohnsitz in Deutschland, habe eine deutsche Frau, die kein italienisch spricht. Also benutze ich die Sprache fast mehr als meine Muttersprache. Ich bin wohl auch etwas sprachbegabt. Mein Deutsch ist aber auch immer von der Tagesform abhängig.

Und wie sind Sie einst nach München um zum FC Bayern gekommen?
Zunächst war ich bei einem kleineren Verein in der A-Jugend tätig: ESV München. Ich habe mir oft das Training der Bayern angeschaut und dann mal Klaus Augenthaler kennengelernt, der mir angeboten hat, bei der Jugend zu arbeiten; später war er Co-Trainer und hat gesagt: Jetzt kommt ein italienischer Trainer (Trapattoni) – ich brauche Dich, komm hoch.

Was haben Sie von Giovanni Trapattoni denn mitgenommen?
Ich habe gelernt, wie und wo man Spiele gewinnt.

Wie und wo gewinnt man sie?
Durch viele Kleinigkeiten, die gar keine Kleinigkeiten sind. Ein Einwurf zum Beispiel. Trapattoni ist ein Mann mit einem Riesenerfahrungsschatz – als Trainer und als Spieler. In Sachen Mannschaftsführung, aber auch im Umgang mit den Medien. Eine solche Trainerausbildung gibt es in keinem Lehrgang. Er hat gesagt, wenn die Spieler pünktlich zum Training kommen, dann kommen sie auch zur Balleroberung, das ist eine Grundeinstellung.

Und was noch?
Wie man einen Spieler einschätzt – zum Beispiel einen George Weah. Er hat mal gesagt, du wirst sehen, in ein paar Jahren ist er einer der besten Spieler Europas. Bei einem Champions-League-Spiel gegen Paris Saint-Germain kam Weah dann von der Bank, nahm sich den Ball im Mittelfeld und bum: schon machte er ein Tor. Trapattoni hat mich nur angeschubst – da habe ich verstanden. Das habe ich mitgenommen, und so kann ich hier jetzt schon nach vier Tagen über 90 Prozent der Kickers-Spieler recht genau einschätzen.