Welche seiner Filme haben Sie denn vorher gesehen?
Ich habe mir die „Vengeance Trilogie“ angesehen. Aber von „Oldboy“ habe ich nur die erste Hälfte geschafft, dann konnte ich nicht mehr hingucken – es war mir zu brutal. Ich musste aufgegeben. . . (lacht). Ich habe den Film im Flugzeug geguckt. Mein Mann Keith saß neben mir. Als er sah, wie ich meine Hände vor mein Gesicht hielt und seltsame Geräusche machte, fragte er mich erstaunt: „Was siehst Du Dir denn da an?“ Ich habe ihm dann die Szene mit der unfreiwilligen Zahnoperation gezeigt.

Sie hatten viele Höhepunkte in Ihrer Karriere, beispielsweise haben Sie einen Oscar bekommen. Wie lange macht so eine Auszeichnung glücklich?
Es war ein unglaublicher Moment, als ich den Oscar bekam. Gleichzeitig habe ich mich aber unendlich einsam gefühlt. Denn damals hatte ich noch nicht das, was ich heute habe. Gerade in den Situationen, in denen du einen enormen beruflichen Erfolg erfährst, verstärkt das auf der anderen Seite das Gefühl für das, was dir im wahren Leben fehlt. Alle gehen nach Hause, nur du bleibst allein zurück. So habe ich das damals empfunden. Das war in der Zeit von „Moulin Rouge“, als er auf dem Cannes-Filmfestival lief, bis zum Oscar, den ich für „The Hours“ bekam. Das war eine sehr merkwürdige Zeit in meinem Leben, weil mein beruflicher Erfolg und mein persönliches Scheitern aufeinanderprallten. Und das ist eigenartig. Aber ich weiß, dass es vielen Menschen so ergeht. Heute ist mir klar, dass man sein Leben richtig ausbalancieren muss.

Viele Frauen finden ja ihr Glück erst in der zweiten Hälfte Ihres Lebens. Wie haben Sie das erlebt?
Ich denke, diese Phase hat für mich begonnen, als ich so um die vierzig war. Das ist der Zeitpunkt, den ich als Start in meine zweite Lebenshälfte betrachte. Vielleicht stimmt meine Berechnung auch gar nicht, vielleicht befinde ich mich auch schon im letzten Drittel meiner Lebenszeit, oder sogar schon im letzten Viertel, ich weiß es ja nicht. Aber ich hoffe natürlich schon, dass mir noch ein paar Dekaden bleiben, so Gott will. Ich fand es unglaublich toll, dass Emmanuelle Riva, die dieses Jahr als beste Darstellerin für ihre Leistung in Michael Hanekes Film „Liebe“ nominiert war, genau am Tag der Verleihung 86 Jahre alt wurde. Wie wunderbar!

Ist Sie ein Vorbild für Sie?
Ich denke, ihre Nominierung sagt auch etwas darüber aus, wie langlebig die Karriere einer Schauspielerin sein kann. Normalerweise heißt es doch immer: Oh, mit vierzig Jahren ist für eine Schauspielerin alles vorbei, dann hat sie ihr Verfallsdatum erreicht. Doch wenn man sich Emmanuelles Karriere ansieht, wird man eines Besseren belehrt. Und das finde ich großartig.

Ist das die Ideal-Vorstellung von Ihrer Alterskarriere?
Als ich mit Stanley Kubrick „Eyes Wide Shut“ gedreht habe, hat er mir vor Beginn der Dreharbeiten gesagt, du siehst aus wie der glamouröse Star eines Films, aber ich engagiere dich als Charakterdarstellerin. Und ich glaube, besonders jetzt mit zunehmendem Alter, möchte ich mehr Charakterrollen spielen. Verstehen Sie mich nicht falsch, es ist ja nichts verkehrt daran, der Star zu sein, aber wirklich interessant finde ich die Charakterrollen.

Sie haben einmal gesagt, dass Sie sich Ihre Rollen nicht aussuchen, sondern Ihre Filmprojekte gewissermaßen Sie finden. War das diesmal ein ähnlicher Prozess?
Es ist tatsächlich häufig so. Auch diesmal bekam ich einen Anruf und man fragte mich, ob ich schon einmal etwas von diesem südkoreanischen Regisseur gehört habe, der wolle mir nämlich einen Film anbieten. Parks Name war mir geläufig, also habe ich das Drehbuch gelesen und mich spontan in die Arbeit verliebt. Mir sind aber vor allem die Regisseure wichtig. Es ist so ein Gefühl, dass ich am ehesten mit Vertrauen beschreiben kann. So ging es mir auch mit Olivier Dahan, mit dem ich „Grace Of Monaco“ gemacht habe, oder Baz Luhrmann. Ich treffe diese Menschen und habe das Gefühl, das könnte klappen, wir könnten etwas zusammen auf die Beine stellen und es lohnt sich, meine Zeit in diese Projekte zu investieren.