Welchen Schwerpunkt wollen Sie setzen?
Unser zentrales Anliegen ist es, die Innovations- und Wachstumskräfte zu stärken, und da bin ich über unsere erheblichen Mittelansätze froh. So haben wir noch einmal eine Million Euro mehr für das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) in Stuttgart im Doppelhaushalt untergebracht. Auf EU-Ebene bietet die nächste Förderperiode für das Programm EFRE (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) Chancen, denn da geht es um Innovation. Vorbehaltlich der EU-Beschlüsse im Frühjahr, wie viel Geld überhaupt für EFRE ausgegeben werden wird, haben wir bei der Wirtschaftsministerkonferenz eine innerdeutsche Quote verhandelt, die deutlich mehr Geld nach Baden-Württemberg fließen lassen kann.

Wollen Sie das Geld mit der Gießkanne verteilen?
Wir haben klar im Auge, was der Innovationsrat der alten Landesregierung uns als Hausaufgabe mitgegeben hat: die Konzentration auf Wachstumsbereiche. Im Einzelnen geht es um nachhaltige Mobilität, Energie- und Ressourceneffizienz, Informationstechnologie sowie um Gesundheit und Medizintechnik.

Die Innovationskraft Baden-Württembergs ist ja kein Verdienst der amtierenden Landesregierung, sondern Tradition. Das Statistische Landesamt hat das gerade zum wiederholten Male festgestellt, zugleich aber auch moniert, dass es Mängel in der Vernetzung und Koordination der Aktivitäten gibt.
Es geht in der Tat darum, die Qualität der Zusammenarbeit zu verbessern. Das haben wir beim Thema Mobilität mit der Landesagentur E-Mobil gut gelöst; da sitzen alle an  einem Tisch – Unternehmen, Gewerkschaften, Wissenschaft und Politik. Das Gleiche ist der grün-roten Landesregierung jetzt beim Thema Leichtbau gelungen. Das ist eine nicht zu unterschätzende Querschnittstechnologie, die sich durch die Autoindustrie und den Maschinenbau bis hinein in die Bauwirtschaft zieht.

Ist die Landesagentur das bevorzugte Fördermodell?
Das hat sich bei Innovationsthemen bewährt. Die Agenturen sind ein Modell, damit Unternehmen mit Finanzierungsbeiträgen reingehen können; bei der Organisation über ein Ministerium ginge das nicht. Die Agenturen sind nicht auf Dauer angelegt, aber sie sind ein Vehikel, um so einen Ansatz hinzubekommen.

Und wie geht es weiter?
Als Nächstes wollen wir den Bereich Ressourceneffizienz angehen. Wir sind in Baden-Württemberg zwar nicht rohstoffreich, aber wir sind unheimlich stark bei Materialwissenschaften und bei Produktionsverfahren und damit auch bei Recyclingverfahren, die über die reine Schrottverwertung hinausgehen. Wir planen für Mai einen Rohstoffdialog und eine Reise in die Mongolei; die Bundesregierung hat ja eine Rohstoffpartnerschaft mit der Mongolei abgeschlossen. Auch in der Energieeffizienz können wir unsere Kompetenzen einbringen. Die Landesagentur Umwelttechnik BW haben wir bereits gegründet, wobei die alte Regierung Vorarbeiten geleistet hat. Eines ist klar: die Energiewende wird nur mit Ingenieurkunst funktionieren, nicht mit Verzichtsrhetorik.