Hierzulande hört man beim Thema „Abhören“ oft den Satz: „Ich habe nichts zu verbergen!“
Das ist in Amerika nicht anders. Das hat damit zu tun, dass junge Menschen zu diesen sogenannten Neuen Medien eine ganz andere Einstellung haben als wir älteren. Sie haben kein Problem, sich zum Beispiel auf Facebook der ganzen Welt zu offenbaren. Wir Älteren sind da meist vorsichtiger. Nicht, weil wir Schlimmes zu verbergen hätten, sondern weil bei uns das Private eben höher im Kurs steht. Die persönliche Freiheit ist mir natürlich sehr wichtig. Und wenn dieses Grundrecht verletzt wird, dann ist das fatal.
Was hatten Sie denn für einen Eindruck von Edward Snowden, als Sie ihn getroffen haben?
Ich war sehr angetan von seiner Aufgewecktheit, seiner Fähigkeit, sich zu artikulieren, seiner Intelligenz. Alles, was er sagte, hatte er vorher gut bedacht und abgewogen. Er scheint völlig ohne Falschheit zu sein, irgendwie sogar unschuldig wie ein Kind. Da gab es überhaupt keine Verschlagenheit, keine Verstellung oder gar Zynismus. Und das hat mich – nach allem, was er durchgemacht hatte – dann doch überrascht.
Sie haben Snowden einen Helden genannt . . .
. . . und für mich ist er das auch! Snowden ist ein echter Patriot, der sein Land liebt. Warum das Thema Snowden – und damit auch mein Film – in den USA so eine Brisanz besitzt, hat auch damit zu tun, dass sich dort die politische Stimmung in den letzten Jahren extrem verändert hat. Als ich in den 80er und 90er Jahren kritische Filme über Amerika gemacht habe, war das Klima liberaler. Das hat sich nach 9/11 schlagartig geändert. Da ging ein Rechtsruck durch Amerika. Der hat dann auch die Filmindustrie erfasst. Plötzlich gab es Serien wie „24“ oder „Homeland“, in denen so getan wurde, als würde Amerika tatsächlich durch die CIA oder das FBI beschützt werden können. Doch das ist alles eine Bunte-Bilder-Illusion. Das Gegenteil ist wahr: Die CIA und das FBI haben total versagt! Das US-Verteidigungsministerium hat bei 9/11 wirklich schlimme Fehler gemacht. Darüber regt sich in den USA allerdings kaum jemand auf.