Die KEF soll schon Bedenken angemeldet haben, die 45 Millionen Euro könnten nicht ausreichen. In Großbritannien hat das Vorbild BBC 3 hat im Jahr doppelt so viel Mittel verschlungen. Nun wird das TV-Programm eingestellt. Ein warnendes Beispiel?
Die Schließung des TV-Programms von BBC 3 hat in Großbritannien eine große Protestwelle hervorgebracht. Die BBC steht wie wir auch unter einem ganz erheblichen Spardruck. Auch aus dieser Erfahrung heraus haben wir unser Angebot nicht in dieser Größenordnung veranschlagt. Bei BBC 3 haben beispielsweise auch Sportrechte eine große Rolle gespielt. Das ist bei uns nicht vorgesehen. Dementsprechend hat die KEF unser Budget als schlank kalkuliert, aber nicht beanstandet.
Sie greifen dafür aus Kostengründen in die Mottenkiste und wollen den Eurovision Song Contest und alte „Tatorte“ den Kids vorsetzen. Glauben Sie , dass sie mit Archivmaterial die junge Zielgruppe ansprechen können ?
Der Jugendkanal wird keine Abspielstation für alte Serien und Produktionen. Der Eurovision Song Contest und auch der „Tatort“ sind mitnichten alt im Sinne von abgenudelt. Wir können sie für Eventprogrammierungen nutzen. Bei den Eurovision Song Contest können wir in Echtzeit die Nutzer einbinden , deren Kommentare abbilden und in ganz neue Dimensionen der Interaktivität vorstoßen. Beim Tatort Plus gelingt uns das heute schon.
Kritiker meinen, ein Jugendkanal komme sowieso viel zu spät.
Diese Vorhaltungen halte ich für zynisch. Unsere Konzepte liegen seit geraumer Zeit vor. Es liegt nicht an uns, dass die Umsetzung verzögert wird.
Weshalb braucht das Öffentlich-rechtliche überhaupt einen Jugendkanal?
Unser Versorgungsauftrag beschränkt sich nicht auf die über 30-jährigen. Die Zeiten des generationenübergreifenden Fernsehens sind definitiv vorbei. Wenn wir erkennen, dass sich das Mediennutzungsverhalten der Menschen ändert, müssen wir darauf mit spezifischen Angeboten reagieren, die das Lebensgefühl junger Menschen berücksichtigen. Das wir das können, zeigen die Macher der jungen Radios Tag für Tag.
An dem Jugendkanal hängt das gesamte Digital- und auch Zukunftskonzept von ARD und ZDF. Wo ist das Neue, das Innovative?
Was wir erleben, ist ein tief greifender Wandel der Mediennutzung. Darauf wollen und müssen wir reagieren – mit einem zum ersten Mal wirklich crossmedial konzipiertes Angebot ist, das einzigartig in Deutschland ist, weil es Radio, Internet und Fernsehen gleichermaßen verknüpft und umfasst. Das ist Neuland, das gibt es so noch nicht.
Wann wird das neue Papier fertig sein?
Wir werden die uns gestellten Fragen kurzfristig beantworten und dann so schnell wie möglich zuliefern. Ich gehe davon aus, dass das Konzept bei der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz im Juni behandelt wird.
Dann müssen sie endlich auch alle 16 Ministerpräsidenten Konzept überzeugen.
Das ist wohl wahr. Das ist der Föderalismus.