Als Ausgleich für eine steigende Belastung führt Porsche in Zuffenhausen die 34-Stunden-Woche ein. In Leipzig sind es ­dagegen 38 Stunden. Betriebsratschef Uwe Hück will die Arbeitsbedingungen sowie die betrieblichen Leistungen im ostdeutschen Werk verbessern.

Stuttgart – - Porsche baut das Stammwerk Zuffenhausen aus. Auch die Belegschaft wird weiter aufgestockt. Betriebsratschef Uwe Hück will nun dafür kämpfen, dass auch im Werk Leipzig die Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich verkürzt wird und Porsche-Kollegen statt eines externen Dienstleisters die Logistik übernehmen.

 
Herr Hück, vor kurzem hat Porsche-Vorstandschef Matthias Müller ein großes Investitionsprogramm für den Standort Zuffenhausen angekündigt und darüber geklagt, dass es unter seinem Vorgänger Wendelin Wiedeking hier einen großen Investitionsstau im Stammwerk gegeben habe.
Der damalige Vorstand hat im Jahr 2000 beim ersten Spatenstich für das neue Werk in Leipzig gesagt: Die Zukunft von Porsche liegt in Leipzig. Da war ich saumäßig sauer. Eine neue Lackiererei sollte erst gar nicht gebaut werden. Der Standort Zuffenhausen sollte ausgetrocknet werden. Hier sollten auf längere Sicht nur noch die hochwertigsten Fahrzeuge produziert werden. Daraufhin haben wir im gleichen Jahr eine Standortsicherung vereinbart, in der festgeschrieben wurde, dass auch die Nachfolgemodelle des 911ers und des Boxsters in Zuffenhausen produziert werden. Wir haben zugleich gesagt, wir müssen die Produktivität und die Flexibilität erhöhen, und die Fertigung in Zuffenhausen ausweiten.
Früher galt die beengte Lage des Werks als Hindernis für eine deutliche Ausweitung der Produktion in Zuffenhausen.
Wir haben immer gesagt: Wenn wir zu wenig Fläche haben, müssen wir zukaufen. Dies ist in den vergangenen Jahren auch geschehen. Wir haben die Fläche auf rund 560 000 Quadratmeter verdoppelt.
Mit dem jetzt angekündigten Investitionsprogramm wird in Zuffenhausen kräftig gebaut. Wie sehen Sie die Beschäftigungsperspektiven?
Allein durch die geplante neue Motorenfabrik für V8-Motoren entstehen in der Produktion mindestens 100 zusätzliche Arbeitsplätze. Bereits in den vergangenen Jahren ist die Belegschaft Zug um Zug aufgestockt worden. Heute arbeiten an diesem Standort mehr als 7500 Männer und Frauen. Solch eine hohe Zahl wäre vor nicht allzu langer Zeit noch unvorstellbar gewesen. Wir haben dieses Jahr mehr als 200 Mitarbeiter in der Produktion unbefristet übernommen und werden im März nächsten Jahres weitere Übernahmen vereinbaren. Und ich kann mir schon vorstellen, dass an diesem Standort einmal über 8000 Mitarbeiter beschäftigt sein werden, wenn wir alles hinkriegen, was in der Planung ist.
Der Karosseriebau galt bisher als Flaschenhals, der eine Ausweitung der Fertigung in Zuffenhausen begrenzte. Nun soll er erneuert werden. Welchen Spielraum bringt dies?
Wir sind gerade in Verhandlungen über den neuen Karosseriebau. Der wird größer sein als der derzeitige. Das ist aus Sicht des Betriebsrats notwendig, da auch mehr Serienfahrzeuge produziert werden sollen. Wir setzen uns außerdem für die Schaffung eines Kompetenzzentrums Rohbau ein, und könnten uns gut vorstellen, dass dort die Vorserienfahrzeuge für alle Porsche-Modelle hergestellt werden. Dies wäre sinnvoller als etwa Vorserienfahrzeuge woanders zu produzieren. Die Bündelung von Knowhow bringt Vorteile, auch weil im Karosseriebau zunehmend mehrere Werkstoffe – wie etwa Stahl, Aluminium und Karbon – miteinander kombiniert werden, wofür ganz spezielle Lösungen bei der Verbindungstechnik erforderlich sind. Mit solch einem Kompetenzzentrum können wir intelligente Arbeit ins Werk holen. Über den Weg dahin müssen wir noch Verhandlungen mit dem Management führen.