Wie David Bowie mit seiner Berlin-Trilogie haben Sie mit Portishead einen völlig eigenen Musikstil kreiert. Sind Sie Perfektionisten, was den Sound betrifft?
Der Sound ist bei Portishead das A und O. Weil wir so pingelig sind, schrauben wir vor einer Show manchmal stundenlang am Keyboard- oder Schlagzeugklang herum, bis wir endlich zufrieden sind. Beim Glastonbury Festival habe ich Neil Young erlebt. Er schwört auf alte Technik. Es war einer der besten und direktesten Gigs, die ich jemals sah. Einige Zeit später war ich auf einem Konzert von seinen alten Kumpanen Crosby, Stills & Nash. Sie spielten über eine moderne Leihanlage. Es klang total steril. Wir machen es wie Neil Young und gehen mit unserem alten Equipment auf Tournee. Das ist echt mühsam, aber der Sound ist am Ende so wuchtig, dass es die Mühe wert ist.

Aber ohne Leidenschaft geht die Magie der Musik verloren, und es bleibt nur Perfektionismus übrig.
Nun, so perfektionistisch, dass das Ergebnis steril klingt, sind wir ganz bestimmt nicht. Ich habe den Anspruch, akkurat zu spielen, aber bei mir gibt es immer auch den Moment, wo ich mich völlig in der Musik verliere. Natürlich könnten wir unsere Stücke auch vom Blatt spielen wie etwas von Mozart oder Bach, aber wir bewegen uns bewusst ein wenig weg von den Noten. Am Ende kommt es immer auf das Gefühl und die Authentizität an. Ich glaube, Perfektion ist eine Illusion.

Verstehen Sie Portishead als Band im traditionellen Sinne oder eher als loses Projekt?
Für mich ist Portishead eine richtige Band, auch wenn wir auf Außenstehende eher wie ein loses Projekt wirken und nicht jedes Jahr ein neues Album auf den Markt werfen. Als Geoff, Beth und ich vor 20 Jahren anfingen, Musik zu machen, hätten wir nicht gedacht, dass es uns so lange geben würde. Portishead ist unser Leben.

Geoff Barrow, Beth Gibbons und Sie haben sehr unterschiedliche musikalische Wurzeln. Sind diese Differenzen mit der Zeit verschwunden?
Vom Charakter sind wir drei ziemlich unterschiedlich, aber musikalisch denken wir sehr ähnlich. Wenn wir über Ideen diskutieren, sind wir fast immer einer Meinung. Speziell Geoff und ich liegen heute musikalisch viel mehr auf einer Wellenlänge, weil wir uns schon so lange kennen. Nur bei unseren Nebenprojekten machen wir völlig anderes Zeug. Ich interessiere mich zum Beispiel für moderne Klassik.

Wie man hört, bereiten Sie gerade ein neues Portishead-Album vor. Wie weit sind Sie?
Noch ganz am Anfang. Wir haben erste Ideen ausgetauscht. Bevor es weitergehen kann, müssen wir erst noch diese Tournee zu Ende bringen. Außerdem sind wir gerade dabei, unser Studio an einem anderen Ort neu aufzubauen.