Was wird ihre WG ausmachen?
Wir glauben alle daran, dass wir etwas verändern müssen, und wir denken nicht nur darüber nach. Wir ernähren uns vegan, weil es der einfachste und effektivste Schritt ist, wie jeder Mensch seinen ökologischen Fußabdruck reduzieren kann, da man Ressourcen, wie Wasser, Land oder Transportwege einspart. Mit Aktivitäten wie unserem Gemeinschaftsgarten, Foodsharing, oder der Schenkscheune möchten wir eine Kultur des Teilens etablieren.
Sie „retten“ Lebensmittel auch in Kirchheim davor, weggeworfen zu werden und verteilen diese dann weiter?
Genau. Wir kooperieren mit dem Café Aroma, den Marktständen Reicherter und Bäder, einem Bioladen und einer Großbäckerei. Das ist nicht das gleiche Ausmaß wie in Berlin, wo es mehr als 3000 Lebensmittelretter gibt, hier sind wir jetzt 30. Wichtig ist jedoch immer der erste Schritt.
Geht es Ihnen beim Foodsharing um eine Umverteilung von Reich nach Arm oder darum, den Überfluss besser zu verteilen?
Das erste Ziel von Foodsharing ist, die Lebensmittelverschwendung zu beenden. Dass man nebenbei Lebensmittel essen kann, die sonst weggeschmissen werden würden, ist der positive Nebeneffekt. Uns ist es wichtig, dass es unbürokratisch läuft und keine Lebensmittel verkauft werden.
Menschen wie Sie werden gerne mal als Gutmenschen oder Schmarotzer beschimpft . . .
. . . das ist mir fast nie zu Ohren gekommen. Die meisten Menschen begegnen mir sehr respektvoll. Klar denken sich manche, ich sei ein Schmarotzer und das stimmt, denn wir sind alle Teil des parasitären Systems, in dem wir leben. Ob mit oder ohne Geld bin ich Teil der Gesellschaft, die sich bedient, als ob es einen Back-Up-Planeten um die Ecke gäbe. Ich wollte mit meinem Geldstreik auf eine extreme Weise auf Probleme hinweisen, die einfach Tatsache sind. Wenn es einmal keine Lebensmittel zu retten gibt, sage ich: ja super, da kann ich jetzt andere Sachen retten.
Und das wollen sie mit ihrem neuesten Projekt „Yunity“ verwirklichen?
Genau, Foodsharing hat sich mittlerweile im ganzen deutschsprachigen Raum ausgeweitet. Aber ich wollte von Anfang an, dass dies ein Konzept wird, das weltweit kostenlos genutzt werden kann. Mit Yunity wird es weit über das Retten von Lebensmitteln hinaus gehen. Denn in jedem Buchladen werden Bücher weggeworfen und in jeder Gärtnerei Blumen weggeschmissen. Außerdem können auf der werbefreien und kostenfreien Yunity-Plattform Gegenstände geteilt werden und Projekte organisiert werden. Es gilt, Menschen und Initiativen zusammen zu bringen, um gemeinsam mehr bewegen zu können. Gerade sind wir auf der Suche nach passenden Räumlichkeiten oder einem Co-Working-Space im Raum Kirchheim und Stuttgart.