Was ist aus Ihrer Sicht in diesem Jahr schief gelaufen?
Eigentlich nichts.
Fühlen Sie sich von den Gemeinderäten ernst genommen?
Ja, auf jeden Fall. Wir hatten stets das Gefühl, dass die den ersten Jugendgemeinderat ernst nehmen und man sich für uns interessiert. Anfangs mussten wir noch auf die Fraktionen zugehen. Mittlerweile kommen die auch von sich auf zu uns.
Und wie kommen Sie mit dem Oberbürgermeister Vöhringer klar?
Auch Herr Vöhringer ist uns gegenüber sehr offen. Er war ja selbst ein Verfechter des Jugendgemeinderats. Wir würden uns aber von der Stadtverwaltung insgesamt wünschen, dass sie uns von sich aus aktiver in die jugendrelevanten Themen mit einbezieht.
Welchen Etat hat der Jugendgemeinderat?
Dem JGR stehen jährlich 10 000 Euro für verschiedenste soziale und kulturelle Projekte zur freien Verfügung.
Was haben Sie mit dem Geld gemacht?
Einiges. Zum Beispiel haben wir das Open-Air-Kino im Juni finanziert und unsere Werbekampagne vor der Kommunalwahl. Außerdem bezuschussen wir Initiativen von Jugendlichen, so das „Dit is schade-Festival“ am vergangenen Wochenende.
Wer bekommt Geld vom JGR?
Dafür haben wir in unserer letzten Sitzung eigens eine einheitliche Förderrichtlinie verabschiedet. Nachdem der Verein Justbecreative mit dem selbst gedrehten Film „The Campus Crime Story“ eine Förderung beantragte, war es strittig, ob ein Verein aus Böblingen für uns förderwürdig ist. Für junge Leute ist Sindelfingen- Böblingen ein Lebensraum. Wir bewegen uns selbstverständlich zwischen den Städten. Und wir haben ja auch eine Partnerschaft mit dem Böblinger JGR geschlossen. Unsere neuen Richtlinien sehen deshalb vor, dass wir Projekte von jungen Leuten zwischen zwölf und 27 Jahren aus Sindelfingen und Böblingen fördern – mit jeweils maximal 400 Euro.
Wäre da nicht ein gemeinsamer Jugendgemeinderat für die beiden Städte Böblingen und Sindelfingen sinnvoller als zwei Gremien?
Ich glaube, dass es sinnvoller ist, eine Zusammenarbeit zu fördern als beide zusammenzulegen, da die Verwaltungsstrukturen ja ebenfalls getrennt laufen. Aber vielleicht ist ja ein Jugendrat auf Kreisebene ein Projekt für die Zukunft.
Sie sind jetzt 20 Jahre alt, dürfen bei der neuen Wahl nicht mehr antreten. Haben Sie Angst, dass alles, was Sie angestoßen haben, im Sande verläuft?
Nein, zwei sehr engagierte Leute unseres Vorstandsteams, Brunella Brunetti und Jonathan Michel, kandidieren erneut. Mit ihrem Engagement werden sie weiter dafür sorgen, dass unsere Themen weiter voran gebracht werden, vor allem der Jugendtreff. Außerdem stehe ich dem neuen JGR auch am Anfang beratend bei. Das habe ich versprochen.
Bei der Kommunalwahl sind Sie für die Freien Wähler angetreten. Der Sprung in den Gemeinderat hat nicht geklappt. Wollen Sie sich anderweitig in der Stadt engagieren?
Auf jeden Fall. Durch das Jubiläumsjahr und die Arbeit im JGR bin ich hier jetzt sehr verwurzelt. In Zukunft sehe ich mich vor allem auch in einem ehrenamtlichen Leitungsgremium des Jugendzentrums. Ich denke, es ist wichtig, dass Jugendliche maßgeblich an der strategischen Ausrichtung des Jugendzentrums beteiligt werden. Zudem arbeiten wir zurzeit an der Gründung von sifi.tv Media. Dieses hat es sich zum Ziel gemacht, ehrenamtlich freie Inhalt und Medien für Sindelfingen zur Verfügung zu stellen. Dazu gehört auch die Sindelfingen-App und bald auch das Sindelfingen-Wiki. Aber auch hier möchte ich noch nicht ins Detail gehen. Sie wissen ja, es ist noch nicht so weit.
Und politisch? Wollen Sie sich da noch einmal engagieren?
Ich sage immer: Jedes Engagement ist Politik. Aber lassen wir uns überraschen...