Soll die Türkei zum sicheren Herkunftsland erklärt werden?
Das ist ein politisches Ziel von Erdogan. Für über zwei Millionen Kriegsflüchtlinge aus Syrien und Irak ist die Türkei tatsächlich ein sicheres Land. Das kann man aber nicht in gleicher Weise für die oppositionellen Kurden sagen.
Den Ritterschlag, die Türkei zum sicheren Herkunftsland zu erklären, wollen Sie Erdogan deshalb verwehren?
Das ist eine schwierige Entscheidung. Am Ende brauchen wir ein ausgewogenes Verhandlungsergebnis. Sollte dabei die Türkei als sicheres Herkunftsland eingestuft werden, ist politisches Asyl für Kurden im Einzelfall weiter möglich.
Warum tut sich Merkel in der Flüchtlingskrise so schwer, in Europa Solidarität zu organisieren?
Die schwarz-gelbe Bundesregierung hat die Hilferufe Italiens und Griechenlands ignoriert, die damals schon mit den Flüchtlingen überfordert waren. Eine Quote für die Flüchtlingsverteilung in Europa, wie sie heute von der Kanzlerin zu Recht gefordert wird, hat sie damals abgelehnt. Jetzt, wo wir selbst betroffen sind, tun sich manche Europäer schwer, uns zu helfen.
Die CSU will Transitzonen an den Grenzen. Sie nicht?
Haftlager für Tausende Flüchtlinge an der deutsch-österreichischen Grenze zu errichten, halte ich menschlich für nicht in Ordnung und praktisch nicht durchführbar. Das lehne ich ab.
Sie fordern ein gemeinschaftliches Asylrecht in Europa. Was meinen Sie damit?
Ich bin in der Tat für ein europäisches Asylrecht. Dann würden Flüchtlinge in allen Ländern in gleichartig organisierten Verfahren und nicht vor nationalen, sondern vor europäischen Gerichten ihr Recht auf Asyl erstreiten können. Das ist aber ein weiter Weg.