Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Wie passt es aber dazu, wenn Sie zugleich besondere Tarifregelungen für Ältere wie den Kündigungsschutz und die Verdienstsicherung beschneiden wollen?
Beschneiden würde ich nicht sagen. Aber wenn das Renteneintrittsalter nach oben geht, muss man zumindest darüber nachdenken, ob gewisse Alterssicherungen anzupassen sind. Da müssen wir mit dem Sozialpartner ins Gespräch kommen, wie wir verträgliche Lösungen finden. Nachtarbeitszuschläge sind als Erschwerniszuschlag absolut gerechtfertigt, wenn jemand in der Nachtschicht arbeitet. Es ist aber nicht angebracht, dass wir die Phase, in der die Zuschläge tariflich abgesichert sind, verlängern – nur weil das Renteneintrittsalter nach oben geht. Es ist leider so, dass sich die Menschen an gewisse Einkommenssituationen gewöhnen, aber nicht erkennen, dass die Zuschläge auf eine gute Tarifentlohnung oben drauf kommen und von einer Erschwernis abhängig sind. Wenn diese wegfällt, muss man darüber nachdenken, die Zuschläge zu streichen.

Ist das ein Vorstoß für konkrete Gespräche?
Da ist noch nichts geplant. Ich halte das Thema aber für diskussionswürdig. Daher werden wir es früher oder später angehen.

Die Regelungen wurden 1973 im Arbeitskampf erstritten. Wie wollen Sie das der Gewerkschaft wieder abtrotzen?
Ich würde mir konstruktive Gespräche wünschen, in denen wir gemeinsam mit dem Sozialpartner ein Bild der Arbeitswelt von morgen entwerfen, um dann für beide Seiten tragfähige Lösungen zu finden.

Der IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann wirft ihnen vor, ältere Arbeitnehmer zur Manövriermasse zu machen. Geht es Ihnen vor allem um einen Abbau der Personalkosten?
Bisher können wir einen älteren Beschäftigten nicht einfach versetzen, um ihn im Arbeitsprozess zu halten. Also geht es darum, mehr Menschen über 60 Jahren Arbeitsplätze anzubieten, mit denen sie ihren Lebensunterhalt gut absichern können. Daher brauchen wir mehr Flexibilität beim Kündigungsschutz von älteren Beschäftigten, um zum Beispiel Versetzungen zu ermöglichen.