Wenn Sie den Jungs zusehen – juckt es Sie da nicht, nochmal mitzumachen?
Es ist ein schönes Gefühl, ihnen zuzusehen. Doch wieder einzugreifen wie Noriaki oder Janne Ahonen, das ist für mich sehr weit weg. Diesen Abstand habe ich. Ich genieße es, als Experte dabei zu sein. Vor allem bei der Tournee, weil sie mein Ding war.
Als einziger Springer haben Sie 2002 alle vier Wettkämpfe gewonnen. Wie groß ist die Angst, dass ihr Rekord geknackt wird?
Angst habe ich nicht. Ich würde aber gerne weiterhin der Einzige bleiben, der das geschafft hat. Ich konnte aber in jedem Jahr ein oder zwei Leute aufzählen, die den Rekord hätten knacken können. Aktuell ist da Richard, der eine stabile Technik hat. Aber auch Wellinger und Stoch können das Ding rocken. Wenn den Rekord einer einstellen sollte, bin ich der Erste, der ihm gratuliert.
Also darf Freitag drei Springen gewinnen – und damit die Tournee.
Ach, ich bin ja damals auch nicht so an die Sache herangegangen, dass ich gesagt hätte: Ich will jetzt alle vier Springen gewinnen. Planbar war das nicht. Es geht nur darum, die Tournee zu gewinnen. Martin Schmitt etwa blieb das leider verwehrt.
Im Winter moderieren Sie – und was machen Sie so im Sommer?
Es ist zweigeteilt. Der Winter ist vollkommen zu durch die Skispringen und meine Tätigkeit bei Eurosport. Im Sommer gebe ich Vorträge und leite Seminare, aufgrund meiner persönlichen Geschichte. Es geht da um Stress bedingte Krankheiten wie Depressionen und Burn-out. Ich denke, dass ich da glaubhaft bin, weil ich es selbst erlebt habe. Ich brauche keinen Doktortitel, denn ich weiß, wovon ich spreche. Alles was Profisportler durchleben gilt auch für Führungskräfte in der Wirtschaft. Ich berate da Firmen. Man muss dem Körper pausen geben - das ist ganz wichtig.
Haben Sie selbst Ihre innere Ruhe gefunden?
Absolut. Meine Familie ist meine Basis. Alles andere wird um sie herum gebaut, etwa das Geld verdienen.
Ihr jüngster Sohn ist zehn Monate alt. Wird er mal die Vierschanzentournee gewinnen?
Der Junge ist ein Kampfpaket, er wird auf jeden Fall etwas mit Bewegung machen. Meine Frau hofft allerdings, dass er kein Skispringer wird. Er soll mal Sport machen, das ist wichtig in der heutigen Zeit, in der sich fast alles um Handys und das Internet dreht. Das ist Mist. Bewegung ist besser.