Der Amtsleiter Thomas Schwarz spricht im Interview über die Stuttgarter Stadtbezirke und was Statistik damit zu tun hat.

Seit 2005 leitet der Geograf Thomas Schwarz, 56, das Statistische Amt der Stadt. Er und seine etwa 40 Mitarbeiter tragen die Fakten aus den 23 Stadtbezirken für den Datenkompass zusammen, der die Grundlage für unsere Serie bildet.
Herr Schwarz, Sie wohnen in Neuhausen auf den Fildern. In welchen Stuttgarter Stadtbezirk würden Sie und Ihre Familie denn, statistisch gesehen, gut passen?
Die südlichen Stadtbezirke wie Plieningen oder Vaihingen würden von der Bevölkerungsstruktur her ganz gut passen.

Und welcher Bezirk würde Ihnen nicht nur statistisch gesehen als Wohnort gefallen?
Zum Beispiel Birkach. Die Mischung aus bäuerlicher Substanz und leichten Hanglagen finde ich sehr attraktiv.

Sind Sie denn oft in den Bezirken unterwegs?
Wir machen regelmäßig mit den Bezirksvorstehern Spaziergänge, um nicht nur eine abstrakte Sicht auf die Dinge zu haben. Das ist eine wichtige Ergänzung unserer Arbeit.

Im Datenkompass finden sich sogar Statistiken auf Stadtteilebene. Warum ist es so wichtig, all die Fakten zusammenzutragen?
Je größer eine Stadt, desto wichtiger ist es, auch die Teilräume statistisch zu erschließen. Bezirksvorsteher und -beiräte müssen wissen, wie sich ihr Bezirk entwickelt, der Gemeinderat braucht Grundlagen, um Entscheidungen zu treffen. Handel, Gewerbe und Dienstleister profitieren ebenfalls von unserer Arbeit. Für einen Zahnarzt, der sich hier niederlassen möchte, ist es relevant, wie hoch das Einwohnerpotenzial und die Kaufkraft in einem Bezirk sind.

Welche ist denn Ihre Lieblingszahl?
Unter den 15 größten deutschen Städten haben wir den höchsten Grünanteil, das macht Stuttgart aus. Immerhin ein Viertel der Gemarkung besteht aus Wald.

Und welche Zahl hat sie überrascht?
Mich erstaunt, wie stark die Arbeitslosenquote innerhalb der Stadt variiert. Mit 4,1 Prozent herrscht in Degerloch nahezu Vollbeschäftigung, während die Quote in Wangen mit 11 Prozent fast dreimal so hoch ist.

In welchen Bereichen wünschen Sie sich präzisere Daten ?
Wenn wir die Ressourcen hätten, würden wir mehr Wirtschaftsdaten erheben, etwa die Zahl, Größe, Ausstattung und Entwicklung der Betriebe. Außerdem hätte ich gerne mehr Informationen über die Bürogebäude. Solche Daten werden bis jetzt allenfalls von privaten Anbietern abgedeckt. Ich finde es wichtig, dass so viele Daten wie möglich von öffentlicher Seite erhoben werden und für alle Bürger zugänglich sind.

Wie viele Anfragen haben Sie im Jahr?
Tausende, die genaue Zahl kenne ich gar nicht. Mir ist es jedoch wichtig, dass wir keine reinen Datenbereitsteller sind. Wir analysieren die Zahlen auch und blicken in die Zukunft, um der Verwaltung entsprechende Hinweise zu geben. Außerdem machen wir Umfragen zur Stimmung in der Stadt, denn Fakten und Stimmungen sind oft zweierlei. Wenn wir 4000 Interviews führen, können wir auf Stadtbezirksebene schon eine Menge aussagen, vor allem wenn es sich um relativ homogene Bezirke wie Degerloch handelt.

Demnächst wird ein neuer OB gewählt, der erste Wahlgang findet am 7. Oktober statt. Laufen schon die ersten Vorbereitungen?
Sie beginnen drei Monate vor der Wahl. Wir stellen befristet 40 bis 50 zusätzliche Mitarbeiter ein, darunter auch Hausfrauen, die uns schon mehrmals bei Wahlen unterstützt haben. Aber 350 Wahlbezirke, das ist schon ein Geschäft.