Wie sehr beschäftigen Sie sich mit den Charaktereigenschaften, die man Ihnen gerne anheftet?
In dem Moment, in dem man erkannt hat, dass man sein öffentliches Bild nur sehr bedingt beeinflussen kann und dass sein persönliches Image als Trainer vor allem vom Punktestand der Mannschaft abhängt – in dem Moment kann man sich davon weitestgehend freimachen und entspannen.

Wirklich? Ärgert Sie es nicht, wenn Sie wegen Ihrer impulsiven Art Spitznamen wie „Motzki“ oder „Fluchel“ bekommen?
Ich nehme es zur Kenntnis, mehr nicht. Ich weiß doch genau, wie solche Dinge entstehen.

Nämlich?
Die Motzki-Geschichte wurde in einer Phase gestrickt, in der wir achtmal in Folge nicht gewonnen hatten. Rein inhaltlich gab es dafür überhaupt keinen Ansatzpunkt, ich bin kein einziges Mal in einem Spielbericht des Schiedsrichters aufgetaucht. Das Problem war allein, dass die Ergebnisse gefehlt haben. Das Interessante ist: zuvor, als wir konstant gewonnen hatten, wurde ich gelobt dafür, so emotional und authentisch zu sein.

Haben Sie sich überhaupt nicht verändert, seit Sie Bundesligatrainer sind?
Mein Spieler Jan Kirchhoff, der mich schon im Nachwuchsbereich erlebt hat, hat neulich in einem Interview gesagt, ich sei eher ruhiger geworden. Das empfinde auch ich so – halte es aber für müßig, gegen mein Image anzukämpfen. Wieso sollte ich auch? Solange ich mit mir und den Leuten, die mir nahe stehen, im Reinen bin, ist alles gut.

Es heißt auch immer, Sie seien ein schlechter Verlierer.
Soll das ein Vorwurf sein? Ich würde den Bundesligatrainer oder Leistungssportler gerne mal kennenlernen, der gut verlieren kann. Diesen Ehrgeiz, diesen unbedingten Siegeswillen, dieses Nicht-verlieren-können halte ich für eine Grundtugend, die alle Profisportler mitbringen. Sonst hätten Sie dieses Niveau gar nicht erst erreicht.

War Ihr Ehrgeiz immer so ausgeprägt?
Früher war ich deutlich jähzorniger. Ich konnte als Kind gegen mein Vater nicht im Tischtennis verlieren, und bei Brettspielen sind oft die Figuren durch die Luft geflogen. Ich musste lernen, meinen Ärger in Leistung und positive Wut umzumünzen. Das kommt mit dem Alter.