Sie sind oft schnell dabei, Vorgänge auf Facebook zu kommentieren. Hätte man im Fall Schorndorf, wo es aufgebauschte Meldungen über Migrantengewalt gab, nicht abwarten und besser hinschauen sollen?
Das ist ein Ritt auf der Rasierklinge. Spricht man das Problem zu deutlich an, erweckt man den Eindruck, die Leute sind alle kriminell. Auf der anderen Seite darf man diese Themen nicht den rechten Verschwörungstheoretikern überlassen. In Schorndorf bei den Krawallen auf dem Stadtfest wurde zu offensiv kommuniziert, in Köln nach den Ausschreitungen in der Silvesternacht wurde vieles vertuscht. Bis heute erlebe ich, dass viele sagen, es gibt keine erhöhte Kriminalität bei Asylbewerbern. Das stimmt leider nicht mehr. Bei Sexualstraftätern ist jeder zehnte Tatverdächtige ein Asylbewerber. Das wird nicht besser, wenn man es verschweigt.
Vor Kurzem wurde ein 21-jähriger Asylbewerber aus Gambia in Tübingen festgenommen, der verdächtigt wird, mehrere Frauen vergewaltigt zu haben. Sie behaupteten, mit einem verpflichtenden DNA-Test unter allen schwarzen Asylbewerbern in der Stadt wäre mindestens eine Vergewaltigung zu verhindern gewesen.
Ja, da bleibe ich auch dabei. Die Staatsanwaltschaft hatte Tests beantragt. Etliche der Asylbewerber waren aber nicht greifbar. Das Problem war auch, dass der Gambier den 1.1.98 als Geburtstag angegeben hatte, also angeblich zum Zeitpunkt der Tat erst 19 war, aber der Täter als Anfang 30 beschrieben wurde. Angesichts der vielen falschen Altersangaben hätten wir breiter suchen sollen. Er wurde dann doch durch einen DNA-Test überführt, aber erst nachdem er eine weitere Frau in einer städtischen Unterkunft vergewaltigt und das Opfer Anzeige erstattet hat.
Der DNA-Test ist aber freiwillig.
Wenn man ihn ablehnt, kann das bei einem erhärteten Verdacht zum Zwang werden. Bei der kleinen Gruppe von gut 100 Menschen hätte man mit einem freiwilligen Screening den Kreis der Verdächtigen begrenzen können.
Plädieren Sie für eine härtere Gangart?
Ich glaube, dass die Schwelle zur verpflichtenden DNA-Abgabe zu hoch ist. Es gibt auch eine gesellschaftliche Schwelle. Man wird sofort als Rassist beschimpft, wenn man das fordert. Als die Nachricht in der Zeitung stand, dachte doch jeder: Schwarzafrikaner, Vergewaltigungsserie, mitten in der Stadt. Wer kann das sein? Wahrscheinlich ein Asylbewerber. Das war auch meine erste Reaktion. Ein DNA-Test hat auch eine entlastende Funktion: Wenn der Verdacht falsch ist, wird er für die ganze Gruppe aus der Welt geschafft.
Hat die Polizei Fehler gemacht?
Nein, nicht die Polizei. Wir haben miteinander nicht alles getan, um die Frauen zu schützen. Wir hätten herausfinden können, wo die Männer leben. Die Stadt hat sich nicht beteiligt, die Sozialarbeiter und die Ehrenamtlichen auch nicht. Es gab keinen öffentlichen Aufruf, durch eine Speichelprobe bei der Suche zu helfen. Meine Grundthese ist, wenn wir die Akzeptanz für das Asylrecht erhalten wollen, dann müssen wir dort, wo Asylbewerber zur Gefahr werden, entschlossener einschreiten.
Wäre es sinnvoll DNA-Proben an den Grenzen zu nehmen?
Das ist ein massiver Grundrechteeingriff und geht mir zu weit. Ich halte es aber wegen der Terroranschläge nicht für ausgeschlossen, dass man innerhalb einer EU-weiten Integrationspolitik eines Tages sagt, wir brauchen eine erkennungsdienstliche Behandlung samt DNA-Abstrich an der Grenze. Die Amerikaner sind schon fast so weit, meine Fingerabdrücke haben sie.