Wie beurteilen Sie die Rahmenbedingungen in Stuttgart?


Die Strukturen sind professionell. Ich arbeite sehr gut mit dem Trainerteam zusammen. Als ich kam, habe ich keine Bedingungen gestellt und keine Bezugsperson mitgebracht. Das lässt sich eventuell verfeinern.

Das heißt, Sie holen sich eine Vertrauensperson hinzu?


Es kann sein, dass einer dazukommt, der das Trainerteam ergänzt und eine individuellere Arbeit möglich macht.

Wie groß wird der Umbruch innerhalb der Mannschaft sein?


Einen Umbruch gab es ja schon vor dieser Saison, als Mario Gomez den VfB verlassen hat. Jetzt spüre ich, dass wieder große Veränderungen auf den Verein zukommen. Die Mannschaft wird im neuen Jahr ein ganz anderes Gesicht bekommen.

Inwiefern?


Es gibt einige offene Baustellen. Lehmann hört auf; Hleb können wir aus finanziellen Gründen nicht halten; wir brauchen einen Ersatz für Cacau. Da sind alle Verantwortlichen also extrem gefordert.

Haben Sie versucht, Cacau zum Bleiben zu bewegen?


Bei den Verhandlungen war ich nicht dabei. Ich habe aber immer betont, dass ich es toll fände, wenn er seinen Vertrag verlängern würde. Ich habe ihm daher fast jeden Tag einen Kugelschreiber gegeben. Am Schluss hat er mir gesagt, dass er genügend Kulis hat.

Bietet sein Weggang auf der anderen Seite auch die Chance, gerade im Sturm neue Reize zu setzen?


Natürlich auch. Wobei Cacau die Rolle als hängende Spitze sehr gut interpretiert hat. Die Fans werden traurig sein - und Verständnis aufbringen, wenn er nach England oder Spanien wechselt. Für Spanien wäre er der richtige Spieler.

Wie gehen Sie bei der Suche nach neuem Personal vor?


Bei der Rekrutierung müssen wir ganz stark auf die Persönlichkeit achten. Ich denke, Christian Gentner kann eine ganz wichtige Bezugsperson sein. Es wäre auch toll, wenn Sami Khedira bleiben würde. Der Verein unternimmt daher alles, um ihn zu halten. Und was aus Serdar Tasci wird, muss man auch erst einmal sehen.

Er hat doch erst seinen Vertrag verlängert.


Er ist aber auch sehr ehrgeizig und hat vor einem Jahr den Wunsch geäußert zu wechseln. Man weiß nie, was passiert, wenn er eine gute WM spielt.

Haben Sie sich schon festgelegt, wer in der neuen Saison im Tor stehen wird?


Ich kenne die Stimmen, die sich ganz klar dafür aussprechen, Sven Ulreich zur Nummer eins zu machen. Er wird seinen Weg gehen, da bin ich sicher. Man muss aber erst einmal den Heilungsprozess seiner Verletzung abwarten.

Sie warten in dieser Frage also ab?


Das ist auch eine Sache des Managements.

Entscheidet nicht der Trainer, wer spielt?


Grundsätzlich stellt der Trainer die Mannschaft auf, aber die Planungen finden gemeinsam mit dem Management statt.

Trauen Sie Ulreich die Rolle des Stammtorwarts zu?


Er hat bei seinen Einsätzen sehr mutig, fast euphorisch gespielt. Das ist gut gegangen. Allerdings wusste er auch genau, dass er nur diese drei Spiele hatte. Es ist viel schwieriger, diese Spannung über eine ganze Saison hinweg aufrecht zu erhalten.

Wie sehr beschäftigen Sie sich derzeit damit, Ihren eigenen Vertrag zu verlängern?


Im Moment nicht. Wenn aber die Zeichengebung vom Verein so ist, werden wir uns sicher zusammensetzen.

In Basel waren Sie zehn Jahre tätig. Können Sie sich das auch hier vorstellen?


Ich bin es gewohnt, langfristig zu arbeiten. Aber das muss auch nicht sein.

Weil die Intensität in der Bundesliga höher ist als in der Schweiz?


Das ganze Umfeld hat sicher eine deutlich höhere Drehzahl. Aber auch in Basel waren die Ansprüche sehr hoch. Auch dort musste ich möglichst jedes Spiel gewinnen, immer international dabei sein und jedes Jahr einen Spieler gewinnbringend ins Ausland transferieren.

Wie in Stuttgart.


Man hat mir gleich zu Beginn gesagt, dass der VfB auch stark auf den eigenen Nachwuchs setzt. Aber es sollte auch nicht so sein, dass der VfB ständig seine besten Spieler verkaufen muss. Barcelona bringt auch jedes Jahr junge Leute raus, behält sie aber im eigenen Verein. Es sollte das Ziel sein, dass unsere Spieler nicht in erster Linie denken, sie müssten zu Bayern München. Wir müssen so arbeiten, dass es ihnen hier besser gefällt und sie dauerhaft beim VfB ihre großen Ziele erreichen können.