Politveteran Kein anderes Kabinettsmitglied verfügt über seine Erfahrungen: Wolfgang Schäuble (68) gehört seit 1972 dem Bundestag an und war in vielen politischen Spitzenämtern tätig – auch als Partei- und Fraktionschef der CDU. Unter Helmut Kohl führte er das Kanzleramt. Seine Handschrift hinterließ Schäuble bei den Verhandlungen über die Wiedervereinigung. Das Amt des Innenministers übte er mehrfach aus – zuletzt in der Großen Koalition. Er stand für einen harten Kurs in der Sicherheitspolitik, rief aber auch die Islamkonferenz ins Leben.

 

Krisenmanager Seit 2009 leitet Schäuble das Finanzministerium. Seine Erfahrungen und guten Kontakte auch zu ausländischen Staatschefs kommen ihm in der Eurokrise zugute. Der in Freiburg geborene CDU-Politiker setzt besonders auf die Zusammenarbeit zwischen Berlin und Paris. Schäuble ist überzeugter Europäer. Häufig preschen beide Länder in der Eurogruppe vor, was Schäuble Kritik von den Partnern einbringt. Doch er verteidigt das Vorgehen. Es sei wichtig, Vorschläge in die europäische Debatte einzubringen. Sonst gehe es nicht voran.

Chefallüren Seit einem Attentat vor mehr als 20 Jahren lebt Schäuble im Rollstuhl. Im vergangenen Jahr musste er sich mehrfach für mehrere Wochen ins Krankenhaus begeben, um die Folgen der Querschnittslähmung behandeln zu lassen. In dieser Zeit wurde oft über einen Rücktritt des Ministers spekuliert. Schäuble kehrte ins Amt zurück. Solange es seine Gesundheit erlaubt, will er die anstrengende Aufgabe erfüllen. Heftige öffentliche Kritik schlug ihm entgegen, weil er seinen früheren Pressesprecher vor laufenden Kameras düpierte.