Digital Desk: Michael Bosch (mbo)
Herr Koller, was bedeutet Usability?
Koller: Im Kern geht es um die Ergonomie der Mensch-System-Interaktion, also um die Gebrauchstauglichkeit von Hard- und Software. Die Gebrauchstauglichkeit ist immer auch vom Nutzungskontext abhängig. Hierzu gehören der Nutzer, die Aufgabe und die Arbeitsmittel. Die Effektivität zur Lösung einer Aufgabe, die Effizienz in der Handhabung des Systems und die Zufriedenheit der Nutzer einer Software sind die drei Leitlinien für gute Usability.
Was macht eine Software leicht bedienbar?
Koller: Die Software sollte funktional sein und Interaktionen zwischen Nutzer und dem Gerät minimieren. Außerdem sollte sie schnell erlernbar sein und die Verständlichkeit durch Hilfen und Rückmeldungen möglichst hoch sein. Zudem ist es wichtig, dass der Dialog durch den Nutzer und nicht durch die Software gesteuert wird. Außerdem sollte die Software an die Bedürfnisse und Kenntnisse des Benutzers anpassbar sein und der Nutzer sollte auch die Möglichkeit haben, Fehler seinerseits zu korrigieren.
Trägt die Usability auch zum Erfolg eines Produktes bei?
Koller: Heute wird Usability vom Kunden schon selbstverständlich erwartet. Entscheidend für den Erfolg ist nicht die Usability an sich, sondern die User-Experience. Also die gesamte Wahrnehmung und das Nutzungserleben des Produkts durch den Nutzer. Ein schönes Beispiel ist das iPhone von Apple bei seiner Einführung. Die früheren „Knochen“ von Nokia waren sicher besser geeignet, um zu telefonieren. Aber das iPhone hatte eben noch ein zusätzliches Paket an Nutzungsmöglichkeiten und war viel mehr als ein Telefon.
Gibt es Beispiele aus anderen Branchen?
Koller: Natürlich. Das geht bis zu medizinischen Gerätschaften. General Electronics (GE) hat eine Adventure-Serie von Computertomografen (CT) entwickelt. Es ist ja so, dass ein CT, mit den ganzen Geräuschen und der Enge, vor allem für Kinder sehr unangenehm sein kann. GE hat die Tomografen in richtige Erlebnislandschaften verwandelt. Da gibt es eine Piratenwelt oder einen Dschungel. Ein positiver Effekt ist, dass die Kinder nicht so ängstlich sind, wenn sie anstatt in einen weißen Kasten in ein Piratenschiff einfahren und quasi ein Abenteuer erleben. So können auch die Ärzte viel besser arbeiten.
Dann gibt es einen positiven Effekt der User-Experience also nicht nur bei Konsumgütern?
Koller: Bei Konsumgütern ist der Effekt leichter zu erkennen. Aber das gilt natürlich auch in der Industrie. Wenn die Bedienung einer Maschine Spaß macht, dann arbeite ich natürlich viel lieber mit ihr. Wenn das der Fall ist, habe ich meistens auch einen größeren Eigenantrieb mich mit ihr zu beschäftigen. Und deshalb lerne ich mehr über sie, bin letzten Endes vielleicht sogar produktiver.