Das 169. Cannstatter Volksfest geht am Sonntag zu Ende. Zeit, mit Andreas Kroll, Geschäftsführer des Veranstalters, über Ballermannhits, Besucher und den Wasenwandel zu sprechen. Den Kroll selbstredend „überaus positiv“ findet.

Stuttgart – - Zum zehnten Mal hat die Veranstaltungsgesellschaft In Stuttgart in diesem Jahr das Cannstatter Volksfest organisiert. Die Besucherzahlen steigen stetig, allerdings beklagen Kritiker, dass Traditionen verfielen und sich der Wasen immer mehr zu einem Party-Event für alkoholisierte Jugendliche entwickle. Andreas Kroll, Geschäftsführer von In Stuttgart, entgegnet, dass man inzwischen viel breiter aufgestellt sei als früher.
Herr Kroll, das Volksfest hat in den vergangenen Jahren unumstritten einen großen Wandel durchlaufen. Wie bewerten Sie diesen Wandel?
Absolut positiv. Das Volksfest hat sicherlich auch weit über die Stadt- und Landgrenzen hinaus Menschen in seinen Bann gezogen. Wir haben eine Veranstaltung, die ein internationales Publikum hat – so sehr, dass es in der Stadt und in der Region Stuttgart schwierig ist, in der Zeit noch ein Hotelzimmer zu bekommen. Es ist bezeichnend, dass wir in der Volksfestzeit bis in den Heilbronner Raum und bis nach Karlsruhe Zimmerreservierungen haben.
Ist es dann aber noch ein Volksfest im ursprünglichen Sinne, also für Stuttgarter, für Familien mit Kindern – oder ist es nur noch ein Mittel, die Stadt über die Grenzen bekannter zu machen?
Sowohl als auch. Es ist ein Fest im Herzen der Stadt, und es ist wichtig, dass es auch ein Fest für die Familie bleibt. Es gibt viele Familienangebote und Familientage. Darüber hinaus hat auch jeder die Möglichkeit, am Tag einen Platz in den Zelten zu finden.
Das sehen manche Besucher anders, etwa eine StZ-Leserin, die beklagt, dass – ich zitiere – „das Volksfest heutzutage nur noch eine Location ist, bei der junge Leute zu hohen Preisen Party machen. Und das heißt, saufen, grölen etc.“
Also ich weiß nicht, was die Dame für einen Eindruck bekommen hat. Wenn sie abends um acht Uhr in ein Zelt geht, dann ist das auch nicht der richtige Zeitpunkt für eine Familie. Da herrscht tatsächlich eine Stimmung, die für junge Leute absolut ansprechend ist. Sollen wir ihnen das Feiern verbieten? Das Volksfest ist jedenfalls bei den jungen Leuten angekommen.
Ist das gut so?
Ich bin der Überzeugung, dass wir nach wie vor ein Volksfest für alle Generationen machen, für junge und ältere Menschen und natürlich für Familien. Eine Veranstaltung muss sich aber in einem gewissen Rahmen an der Zeit orientieren. Das Volksfest hat sich entwickelt, wie jede andere Veranstaltung übrigens auch. Eine Veranstaltung, die lange Zeit auf dem gleichen Status stehen bleibt, die wird sich irgendwann mal erübrigen, weil sie nicht mehr aktuell ist.
Es gibt Besucher, die vergleichen den Wasen mittlerweile mit dem Ballermann – das betrifft vor allem die Musik.
Natürlich hat sich das verändert. Für die Musikauswahl sind die Festwirte verantwortlich und diese orientieren sich stark an dem Geschmack ihrer Gäste. Da gibt’s allerdings auch Unterschiede: Es gibt Festwirte, die sehr wohl Wert auf Blasmusik legen, also auf traditionelle Elemente. Und auch wir versuchen, Tradition und Moderne zu vereinen. Dabei arbeiten wir mit dem Volksfestverein zusammen und unterstützen ihn beim Volksfestumzug und beim Traditionsmorgen.
Antonia aus Tirol beim Fassanstich um 15 Uhr – das haben Sie organisiert?
Das haben wir organisiert – und das ist eben auch ein Abbild des Volksfestes der aktuellen Zeit. Neu war, dass die Eröffnung am Freitagnachmittag stattgefunden hat. Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht und werden das Konzept weiterfahren. Allerdings war noch nicht alles perfekt, deshalb werden wir die Eröffnung in einigen Bereichen, durchaus auch bei der Musikauswahl, künftig anders gestalten.
Sie waren also auch nicht ganz zufrieden mit dem Fassanstich?
Hundertprozentig war ich nicht zufrieden, aber im Vergleich zum Vorjahr hat es sich gewaltig gesteigert. Die Eröffnungsfeier mit dem offiziellen Fassanstich ist eine Veranstaltung, bei der innerhalb weniger Stunden so viele Dinge zu beachten sind, dass einige Punkte nicht für alle Beteiligten zufriedenstellend gestaltet werden können.