Der irische Historiker Brendan Simms hält mehr Separatismus für unschädlich, so lange er nur in einem europäischen Föderalstaat mündet. Die Absatzbemühungen der Katalanen von Spanien könnten seiner Meinung nach den Kontinent in eine Krise stürzen.

London - Der irische Historiker Brendan Simms hält mehr Separatismus für unschädlich, so lange er nur in einem europäischen Föderalstaat mündet.
Herr Simms, wie haben Sie das Ergebnis des Referendums erlebt?
Der Historiker Brendan Simms Foto: privat
Ich bin gegen drei Uhr aufgestanden, da stand das Ergebnis noch nicht fest, dann bin ich um sechs Uhr wieder aufgestanden und mir ist ein sehr großer Stein vom Herzen gefallen. Ich bin sehr froh – für das Vereinigte Königreich und für Europa.
Wird Schottland nun mit Liebe, Zuneigung und Geld aus London überschüttet?
Es wird zumindest mehr zugesagte Autonomie geben. Premier Cameron hat das versprochen, er wird sich daran halten.
Müssen wir Angst haben, dass sich Schottland radikalisiert?
Vor einigen Tagen war ich noch pessimistisch. Aber ich habe den Eindruck, dass sich die Emotionen in den ersten Stunden nach der Wahl wieder gelegt haben.
Das bedeutet: Abstimmung vorbei, alles bleibt beim Alten, abhaken, weitermachen?
Keineswegs. Das größere Problem wird nun werden, wie man die Rolle Englands im Vereinigten Königreich neu definiert. Wir haben nun das englische Problem. Historische Vergleiche hinken immer, aber das ist ein wenig wie mit Preußen und dem Reich nach 1871. Was macht man, wenn ein Teil einer Föderation viel größer ist als andere Teile? Dieses Management wird uns lange beschäftigen.