Sport: Carlos Ubina (cu)
„Ich bin durchsetzungsstark und entscheidungsfreudig.“
Sie gelten als Macher. Lässt sich daraus ableiten, dass Sie deshalb der Kandidat des Aufsichtsrats sind, um zum Beispiel die Ausgliederung der Profiabteilung aus dem Hauptverein durchzudrücken?
Nein, ich bin unabhängig. Finanziell wie persönlich. Darauf lege ich größten Wert. In Sachen Ausgliederung verhält es sich für mich derweil so: Diese Frage muss möglichst zeitnah durch die Mitglieder entschieden werden. So oder so.
Heißt das: Ausgliederung oder Abgrund?
Nein. Das ist genau die Drohkulisse, die nicht aufgebaut werden darf.
Es gibt also nicht die Vorgabe, dass ein möglicher Präsident Wolfgang Dietrich innerhalb seiner Amtsperiode die Ausgliederung umsetzt?
Nein. Wer sollte das überhaupt verlangen?
Der Aufsichtsrat oder die potenziellen Investoren, die dahinter stehen.
Ausgeschlossen. Die Ausgliederung ist ein Thema, das den Verein nicht lähmen darf. Aber sie lässt sich nicht einfach so durchboxen. Es müssen doch erst die notwendigen Voraussetzungen dafür geschaffen werden, damit die Mitglieder überhaupt darüber abstimmen können.
Wie sehen Sie Ihre Rolle, falls die AG kommt?
Im Falle einer Ausgliederung will ich als Präsident den Hauptverein vertreten. Also mindestens 75,1 Prozent der Anteile, und dabei will ich jemand sein, der diese Interessen der Mitglieder mit Nachdruck verfolgt. Mein Plan ist es nicht, Vorstandschef der AG zu werden.
„Ich bin kein Spalter.“
An Ihrer Person scheiden sich die Geister. Können Sie das nachvollziehen?
Nein, ich bin ein absoluter Teamplayer. Es sei denn, man polarisiert schon, wenn man klar Position bezieht, denn so jemand bin ich. Und bei S 21 war es meine Aufgabe, die Befürworter zu einen und mit einer Stimme sprechen zu lassen. Als ich angetreten bin, war es nicht absehbar, dass die Situation eskalieren würde. Ich bin also nicht als Hardcore-Kämpfer für das Bahnprojekt angetreten.
Empfinden Sie die mögliche Aufgabe beim VfB als leichter?
Ja, weil ich bei jedem VfB-Mitglied voraussetze, dass wir ein völlig identisches Ziel haben: Wir wollen das Beste für den Verein – und das ist Erfolg.
„Ich weiß, wie das Fußballgeschäft läuft.“
Sie wollen den VfB neu ausrichten und vor allem die Jugendarbeit wieder vorantreiben. Gehen diese Pläne auf Ihre Erfahrungen im Fußballgeschäft zurück?
Nicht nur, es sind auch Erfahrungen aus meinen unternehmerischen Tätigkeiten – und da spielt der Fußball nicht die Hauptrolle. Bei Daimler käme doch auch niemand auf die Idee, weniger Mittel in die Entwicklungsabteilung fließen zu lassen, nur weil der Absatz stockt.
Nur lassen sich Industriemechanismen nicht auf den Profifußball übertragen.
Sicher nicht, weil ein Verein ganz anders reagieren muss, wenn er plötzlich 40 Millionen Euro weniger an Einnahmen hat. Da ist man dann auch mal gezwungen, an der Jugendarbeit zu kürzen.
Wie würden Sie das Problem angehen?
Wir müssen beim VfB Sponsorenpools speziell für den Nachwuchsbereich bilden. Das Geld fließt dann also nicht in die große Kasse und wird hinterher verteilt, sondern es gibt Mehrjahrespläne und damit auch verlässliche Etats im Jugendbereich.
Und Sie können dieses Geld beschaffen?
Ich sehe meine Rolle als Präsident jedenfalls auch darin, diese Visionen mit zu entwickeln, die entsprechenden Firmen anzusprechen und sie für die Idee zu begeistern.