Drei Tage war Stuttgart das Zentrum der Hallenradsport-Welt. Die Porsche-Arena war immer voll, die Stimmung prächtig – und die Athleten träumen von den Olympischen Spielen. Der Präsident des Radsport-Weltverbands (UCI), Brian Cookson, hat dazu eine klare Meinung.

Stuttgart -

 
Mister Cookson, waren Sie zum ersten Mal bei einer Hallenradsport-WM?
Ich war erstmals überhaupt bei einer Hallenradsport-Veranstaltung.
Sie sind seit 2013 Präsident des Radsport-Weltverbandes UCI. Warum haben Sie so lange gewartet?
Gute Frage. Angesichts dieser tollen Weltmeisterschaft wundere ich mich mittlerweile über mich selbst.
Oder haben Sie extra gewartet, bis Stuttgart an der Reihe war?
Nein. Ich habe versprochen, dass ich in den vier Jahren bis zum Ende meiner ersten Amtszeit als UCI-Präsident Weltmeisterschaften in allen Radsport-Disziplinen besuchen werde. Da die Uhr langsam abläuft, musste ich sicherstellen, dass es mit Stuttgart klappt.
Wie hat es Ihnen gefallen?
Fantastisch. Die Atmosphäre in der Porsche-Arena war herausragend, das Niveau der Leistungen unglaublich und höchst professionell. Einfach nur atemberaubend.
Was hat Sie mehr beeindruckt: Kunstradfahren oder Radball?
Beides. Ich hatte Radball zuvor noch nie live gesehen, nur auf Videos. Es ist ein sehr körperbetonter Sport. Deutlich zu erkennen war, wie ernsthaft sich die Athleten in jahrelangem Training auf diese harten Wettkämpfe vorbereiten.
Und die Kunstradfahrer?
Haben Vorführungen auf einem unglaublich hohen Level gezeigt. Ich war erstaunt über den Mut der Sportler, über ihre artistische Interpretation. Und selbst wenn mal ein kleiner Fehler passierte, waren sie sofort wieder drin in ihrer Kür. Es war absolut beeindruckend.
Sie sollen auch von der überschäumenden Volksfest-Stimmung auf der WM-Feiermeile überrascht gewesen sein.
Stimmt, ich habe viele Fotos mit meinem Smartphone gemacht. So etwas habe ich in der Tat noch nie gesehen.
2010 nahmen an der WM in Stuttgart noch Athleten aus 23 Nationen teil, diesmal waren es nur noch 18 Länder. Was kann die UCI tun, um diesen Trend umzukehren?
Wir können helfen, den Sport bekannter zu machen und zu promoten – über unsere Social-Media-Kanäle, über unsere Netzwerke, über unsere Verbindungen zu TV- und Radio-Anstalten. Unser Ziel muss es sein, die Faszination dieses Sportes viel mehr Leuten zu verdeutlichen. Das werden wir, nach dem, was ich hier an Positivem erlebt habe, mit Sicherheit tun. Das ist keine leichte Aufgabe, aber eine lohnenswerte. Und Rom wurde schließlich auch nicht an einem Tag erbaut.