Wie bekommt man das raus?
Das kann man nachfragen. „Wie sorgt Ihre Schule für einen ungestörten Unterricht?“ „Was tun Sie, damit die Unterrichtszeit möglichst gut genutzt wird?“ Viele gute Schulen legen beispielsweise am Anfang des Schuljahrs mit den Schülern die Regeln fest, die in den Klassen gelten. Das wäre ein Zeichen dafür, dass die Schule das Thema Unterrichtsstörungen ernst nimmt.

Ist nicht auch die Frage wichtig, in welcher Weise die Schüler diese Regeln mitgestalten können?
Ja. Zentral ist aber, dass klar ist, welche Regeln gelten. Wenn man die gemeinsam mit den Schülern entwickelt, ist deren Bereitschaft größer, sich daran auch zu halten. Doch es gibt, was Unterricht angeht, noch zwei weitere wichtige Faktoren: Es geht darum, dass Schüler die Bereitschaft entwickeln, ernsthaft am Thema mitzuarbeiten – auch dann, wenn’s mal eine Spur schwieriger wird. Es soll ein Klima des intensiven Nachdenkens und Diskutierens entstehen.

Wie kriegt man das hin?
In der Forschung gilt es inzwischen als gesichert, dass in der Sekundarstufe der Unterricht in Mathematik, Deutsch und Englisch nicht fachfremd unterrichtet werden sollte. Das heißt, Matheunterricht soll durch Leute unterrichtet werden, die Mathe studiert haben. Fachfremdheit ist ein Risikofaktor, und den können Eltern abfragen. Interessant könnte auch die Frage sein, wie Lehrer dafür sorgen, dass ihre Unterrichts- und Hausaufgaben wirklich anregend sind.

Und der dritte Punkt?
Sind die Lehrer einer Schule wirklich ernsthaft an dem Fortschritt aller Schüler interessiert? Ich würde fragen: „Wie viele Schüler bleiben in dieser Schule oder in bestimmten Klassen sitzen? Warum?“ Eine gute Schule sieht es als ihre Aufgabe an, dass so wenig Schüler wie möglich sitzenbleiben – nicht durch Absenkung der Standards, sondern durch eine Verbesserung des Unterrichtsangebots. Wenn die Antwort kommt „Es gibt einfach Leute, die sind für diese Schule nicht begabt“, zeigt das was anderes an, als wenn die Lehrer sagen: „Bei uns geht’s darum, dass kein einziger Schüler verloren wird; wenn wir merken, dass es jemandem schwerfällt, dann setzen wir uns zusammen und überlegen, woran es liegen könnte.“ Es geht tatsächlich darum, dass man den Lernfortschritt aller Schüler als Verantwortung der Schule begreift. Wenn im Gymnasium ein Lehrer über seine Schüler sagt, „Das ist hier alles Realschulniveau“ – dann ist dieser Lehrer nicht bereit, diese Verantwortung zu übernehmen.

Ein gutes Schulklima kann Schüler motivieren. Woran können Eltern das festmachen, wenn sie in ein Schulhaus kommen?
Das ist nicht so einfach. Auch die Motivation der Schüler wird maßgeblich im Unterricht und durch die Schulklasse beeinflusst. Schulklima? Die Wissenschaft ist sich uneins darüber, was das eigentlich ist.

Aber dafür gibt es doch Indikatoren: Man grüßt sich oder man grüßt sich nicht, man lässt den Müll liegen oder nicht – gehört das nicht alles dazu?
Ja, das sind unterschiedliche Facetten. Müll liegen lassen oder nicht, das bedeutet, es ist eine gut oder schlecht organisierte Schule. Das Grüßen oder Nichtgrüßen ist auch ein Indikator.