Sie sind erst 31. Wird sich Jan Frodeno daran gewöhnen müssen, dass er nicht mehr der beste deutsche Ironman ist?
Ich hätte nichts dagegen. Ich will mich natürlich da oben festbeißen und meinen Platz nicht freiwillig räumen. Und ich glaube auch, dass es möglich ist. Allerdings weiß ich auch, dass es nicht immer zum Sieg reichen kann. Für mich geht es auch darum, meinen eigenen Ansprüchen gerecht zu werden und meine Leistung zu bringen. Wenn das gelingt, kann ich auch mit einem sechsten Platz zufrieden ins Bett gehen.
Woran liegt es, dass der Ironman seit Jahren von Deutschen dominiert wird.
Das hat mehrere Gründe. Zunächst hat der Ironman sehr viel mit Fleiß und Disziplin zu tun. Man muss das ganze Jahr über knüppelhart trainieren und alles andere hintanstellen. Ich will nicht behaupten, dass Athleten aus anderen Nationen nicht so fokussiert wären. Aber ich glaube, dass wir Deutschen besonders akribisch sind.
Und sonst?
Die erfolgreichen Generationen vor uns – Thomas Hellriegel etwa oder mein Trainer Faris Al-Sultan – geben ihr Know-how an uns weiter, was ein enormer Vorteil ist. Und schließlich belebt Konkurrenz das Geschäft. Wenn du in Deutschland ein Rennen gewinnen willst, musst du extrem gute Leistungen bringen. Das Grundniveau ist viel höher als in anderen Ländern.
Deutschland ist allerdings nicht nur das Land der Triathleten – gerade Ausdauersportler werden vom Doping-Generalverdacht begleitet. Sie laufen nach 3,8 Kilometern im Wasser und 180 Kilometern auf dem Rad die Marathondistanz in unter 2:40 Stunden. Wie erklären Sie das Menschen, die daran zweifeln, dass ein solcher Kraftakt nur auf Training und Müsliriegeln beruht?
Zunächst einmal kann ich die Skepsis verstehen. Auch im Triathlon gab es leider schon positive Dopingfälle. Das kann man nicht wegdiskutieren.
Aber?
Ich bin erstens seit mehr als zehn Jahren im Dopingkontrollsystem der Nada. Das deutsche Anti-Doping-System ist eines der gründlichsten weltweit. Ich werde engmaschig kontrolliert, bin völlig transparent und tue alles dafür, die Zweifel auszuräumen. Und zweitens hat dieses Thema für mich auch viel mit Karma zu tun.
Was bedeutet das?
Ich könnte nicht in den Spiegel schauen, wenn ich meine Leistungen dank irgendwelcher verbotener Mittelchen gebracht hätte. Und ich könnte auch meinem Vater, der mich zum Sport gebracht hat und bis heute maßgeblich unterstützt, nie wieder unter die Augen treten. Auch deshalb ist Doping für mich völlig undenkbar.
Sie setzen stattdessen auf vegetarische Ernährung . . .
. . . seit über acht Jahren. Ich habe gemerkt, dass ich mit fisch- und fleischloser Ernährung schneller regeneriere, besser schlafe, mich gesünder fühle und eine bessere Verdauung habe. Ich finde es interessant, dass so etwas noch thematisiert wird.
Warum?
Ich glaube, es gibt mittlerweile keinen einzigen Top-Leistungssportler mehr, der nicht irgendeine Besonderheit in der Ernährung hätte. Ob das vegan, vegetarisch, glutenfrei oder sonst etwas ist. Übrigens ist neuerdings auch Jan Frodeno Vegetarier. Das setzt sich immer stärker durch.
Dann haben Sie nicht mal nach Ihrem Triumph auf Hawaii die Lust verspürt, eine Schweinshaxe oder wenigstens einen Burger zu verspeisen?
Auf keinen Fall. Aber wenn es Sie beruhigt: Ein paar Bier habe ich mir sehr wohl genehmigt. Und getanzt habe ich auch – trotz der schweren Beine.