Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Coulrophobie: Wenn Clown-Panik krank macht

Für die Panik vor Clowns gibt es sogar einen medizinischen Fachbegriff: Coulrophobie – die krankhafte Angst vor Clowns. Sie gehört zu den zehn häufigsten Phobien. Dahinter verbirgt sich die Angst vor dem Unbekannten, das man nicht einschätzen kann, die Furcht vor dem Bösen, das sich hinter der Maske des Lächeln versteckt.

 

Der Anthropologe Claude Levi-Strauß (1908-2009) hat dieses bizarre Phänomen in seinem Buch „Der Weg der Masken“ (1977) genauer untersucht. Wer eine Maske trägt, braucht sich um gesellschaftlliche Konventionen nicht zu scheren, weil sie seine Identität verdeckt. So kann er öffentlich und doch unerkannt Schrecken verbreiten.

Kinder lieben Clowns? Ein Irrglaube

Vor allem viele Kinder haben Angst vor Clowns, weshalb auch ein aufmunternder Besuch der vermeintlichen Spaßmacher in Krankenhäusern nicht immer die beste Idee ist. In einer Studie der englischen University of Sheffield wurden 250 Kinder im Alter zwischen vier und sechzehn Jahren zu Clowns befragt. Die Clownsbilder, die im Krankenhaus an den Wänden hingen, fand keines der Kinder lustig. Einige fürchteten sich vor ihnen, viele Kinder fühlten sich bei ihrem Anblick unbehaglich.

Der amerikanische Psychologe Frank McAndrew vom Knox College in Illinois hat in einer Studie mit 1341 Teilnehmern nach Merkmalen gesucht, die einen Menschen gruselig wirken lassen. Gruselfaktor besitzt demnach, wer in unpassenden Momenten lacht, komische Kleidung trägt, dunkle Augenringe und blasse Haut hat. Weiteres Indiz sei zu viel oder zu wenig zur Schau gestellte Emotion. Und: Männer werden als bedrohlicher empfunden. All diese Eigenschaften vereinen Clowns in sich, sagt McAndrew: „Sie sind schadenfroh und unberechenbar, man kann nicht sagen, wer sie wirklich sind oder was sie wirklich fühlen.“

Internet-Phänomen: „Killer Clown Scare Prank!

Auf „YouTube“ ist der Clown-Horror zum viralen Hit avanciert. Das Video mit dem Titel „Killer Clown Scare Prank!“ vom Mai 2014 wurde bisher 50 Millionen Mal (!) geklickt. Es zeigt ein Killer-Clown, der ahnungslose Passanten erschreckt, indem er direkt vor ihnen einen Menschen „tötet“ und die Passanten anzugreifen droht. Mittels versteckter Kamera werden die Reaktionen der Passanten gefilmt. Von solchen „Schreckens-Streichen“ gibt auf dem Internet-Kanal Dutzende Amateurvideos, dazu Meisterschaften, „Top 10 Funniest“ und „Best of“.

Dass aus diabolischem Spaß blutiger Ernst werden kann, zeigt das „Aurora-Massaker“. 2012 färbte James Holmes seine Haare rot wie der abgrundtief böse Clown „Joker“ aus den „Batman“-Filmen und stürmte während der mitternächtlichen Premiere des Films „The Dark Knight Rises“ in ein Kino in Aurora (Bundesstaat Colorado). Der 24-Jährige tötete zwölf Menschen und verletzte 58 weitere zum Teil schwer.

Erschrecken zu Halloween

Der Psychologe Jens Hoffmann fürchtet, dass die Zahl der Übergriffe gewalttätiger Grusel-Clowns in Deutschland weiter steigen könnte. „Das Erschrecken hat eine lange Tradition, besonders zu Halloween. Das hat sich nun verselbstständigt, da gibt es einen großen Nachahmungseffekt“, sagt der Leiter des Instituts Psychologie und Bedrohungsmanagement in Darmstadt. Er sieht dahinter eine „sadistische Motivation“.

Stepehen Kings „Es“ – Archetyp des „Killer-Clowns“

2017 kommt die Neuverfilmung des Bestsellers „Es“ von Stephen King in die Kinos. Mit „Pennywise“ schuf der US-Kultautor 1986 den Archetyp des „Killer-Clowns“.

US-Regisseur Eli Roth setzte noch eins drauf. Sein „Body-Horror“-Film „Clown“ aus dem Jahr 2014 schildert die Metamorphose eines liebenden Familienvaters, der zu einem mordhungrigen Dämon in Clownform mutiert und Kinder verschlingt.

In dem Horrorfilm „Haus der 1000 Leichen“ (2002) von Regisseur und Musiker Rob Zombie schlachtet sich Tankstellenbesitzer „Captain J. T. Spaulding“ durch eine Gruppe Teenies.

Dämon in Clowns-Kostüm

Der Clown als böses, dunkles und dämonisches Wesen. Schwappt die Welt des Kinos in das wirkliche Leben über? Es wäre nicht das erste Mal, dass aus Fiktion Realität wird. Offenbar haben viele Menschen eine natürliche Angst vor Clowns, was auch den Nervenkitel der cineastischen Grusel-Clowns erklären würde.

„Das hat vor allem mit der übertriebenen Schminke und den übergroßen Merkmalen im Gesicht zu tun“, sagt Christie Golden, stellvertretende Leiterin der Abteilung Psychiatrie und Neurowissenschaft am New Yorker Universitätsklinikum Stony Brook. „Wir können davon fasziniert sein oder es ablehnen.“

Die krankhafte Angst vor Clowns

Coulrophobie: Wenn Clown-Panik krank macht

Für die Panik vor Clowns gibt es sogar einen medizinischen Fachbegriff: Coulrophobie – die krankhafte Angst vor Clowns. Sie gehört zu den zehn häufigsten Phobien. Dahinter verbirgt sich die Angst vor dem Unbekannten, das man nicht einschätzen kann, die Furcht vor dem Bösen, das sich hinter der Maske des Lächeln versteckt.

Der Anthropologe Claude Levi-Strauß (1908-2009) hat dieses bizarre Phänomen in seinem Buch „Der Weg der Masken“ (1977) genauer untersucht. Wer eine Maske trägt, braucht sich um gesellschaftlliche Konventionen nicht zu scheren, weil sie seine Identität verdeckt. So kann er öffentlich und doch unerkannt Schrecken verbreiten.

Kinder lieben Clowns? Ein Irrglaube

Vor allem viele Kinder haben Angst vor Clowns, weshalb auch ein aufmunternder Besuch der vermeintlichen Spaßmacher in Krankenhäusern nicht immer die beste Idee ist. In einer Studie der englischen University of Sheffield wurden 250 Kinder im Alter zwischen vier und sechzehn Jahren zu Clowns befragt. Die Clownsbilder, die im Krankenhaus an den Wänden hingen, fand keines der Kinder lustig. Einige fürchteten sich vor ihnen, viele Kinder fühlten sich bei ihrem Anblick unbehaglich.

Der amerikanische Psychologe Frank McAndrew vom Knox College in Illinois hat in einer Studie mit 1341 Teilnehmern nach Merkmalen gesucht, die einen Menschen gruselig wirken lassen. Gruselfaktor besitzt demnach, wer in unpassenden Momenten lacht, komische Kleidung trägt, dunkle Augenringe und blasse Haut hat. Weiteres Indiz sei zu viel oder zu wenig zur Schau gestellte Emotion. Und: Männer werden als bedrohlicher empfunden. All diese Eigenschaften vereinen Clowns in sich, sagt McAndrew: „Sie sind schadenfroh und unberechenbar, man kann nicht sagen, wer sie wirklich sind oder was sie wirklich fühlen.“

Internet-Phänomen: „Killer Clown Scare Prank!

Auf „YouTube“ ist der Clown-Horror zum viralen Hit avanciert. Das Video mit dem Titel „Killer Clown Scare Prank!“ vom Mai 2014 wurde bisher 50 Millionen Mal (!) geklickt. Es zeigt ein Killer-Clown, der ahnungslose Passanten erschreckt, indem er direkt vor ihnen einen Menschen „tötet“ und die Passanten anzugreifen droht. Mittels versteckter Kamera werden die Reaktionen der Passanten gefilmt. Von solchen „Schreckens-Streichen“ gibt auf dem Internet-Kanal Dutzende Amateurvideos, dazu Meisterschaften, „Top 10 Funniest“ und „Best of“.

Ebenfalls in den Bereich der Internetphänomene gehören die Auftritte des „Wasco Clowns“, der die Bewohner der kalifornischen Kleinstadt Wasco seit zwei Jahren immer wieder verschreckt und seine „Clownereien“ im Internet verbreitet (#wascoclown).

„Ein bißchen Spaß muß sein, dann ist die Welt voll Sonnenschein“ singt Roberto Blanco in seinem Gassenhauer von 1987. Mit Spaß und Sonnenschein haben die „Grusel-Clowns“ nicht das Geringste zu tun. Es ist der blanke Horror.