Trotz der Widerstände will der Stürmer auch in der nächsten Saison beim AC Florenz bleiben – und in die Nationalmannschaft zurückkehren. „Ich greife dort noch einmal voll an“, sagte er der StZ.

Stuttgart – Über einen Mangel an prominenten Mitstreitern kann sich Mario Gomez (29) jetzt ja kaum beklagen. Das tut er auch nicht. Schließlich bildet er mit Miroslav Klose die Doppelspitze im Sturm, weiter gehören Jens Lehmann, Jerome Boateng und vielleicht Andrea Pirlo zum Kader – und ganz sicher Sami Khedira. Bei ihm endet dieser Kreis sogar, denn das Staraufgebot tritt nur einmal in Aktion – bei dem von ihm veranstalteten Benefizspiel für den Jugendfußball, das am Sonntag (von 15.15 Uhr an) im Stuttgarter Gazi-Stadion ausgetragen wird. Danach heißen die Kollegen von Gomez dann aber wieder Josip Ilicic, Stefan Savic oder Mohamed Salah, die beim AC Florenz unter Vertrag sind. Er plant nicht, diesen Club zu verlassen – obwohl er eigentlich allen Grund dazu hätte. Doch der Reihe nach.

 

Vor seinem Auftritt in der alten Heimat signalisiert Gomez gegenüber der StZ, dass er beim Trainingsauftakt am 6. Juli in Florenz dabei sein wird. „Ich greife dort noch einmal voll an“, sagt er. Denn so will er sich nicht verabschieden – nicht als Verlierer und als Gescheiterter, wie ihn die italienischen Gazetten in diesem Fall wohl bezeichnen würden. Gomez hat nicht vor, eine solche Angriffsfläche zu bieten. Er betrachtet sich auch nicht als gescheitert und er läuft nicht davon, weil er der Meinung ist, dass er sich in seinen beiden Jahren in der Toskana nichts zu Schulden kommen ließ – und für die äußeren Umstände und die Rahmenbedingungen ist nicht er verantwortlich. Deshalb stellt er sich der Herausforderung und seinen Kritikern beim AC – allerdings mit einer Einschränkung.

Sollte die Fiorentina in den nächsten Wochen den Wunsch äußern, „dass ich weggehen soll“ (Gomez), wird er sich vermutlich nicht verweigern – zumal es bereits Interessenten für ihn gibt, sowohl im Ausland als auch in der Bundesliga. Zumindest die Bitte um ein Gespräch hat der AC-Präsident Mario Cognigni nun am Dienstag auch schon einmal bei dem Gomez-Berater Uli Ferber offiziell hinterlegt – Ergebnis ungewiss. Dabei wäre ein Wechsel nur die letzte Möglichkeit, trotz der harten Zeit, die Gomez in Florenz erlebte und erlebt.

Zuletzt hat er sich viele Gedanken darüber gemacht, was da schiefgelaufen ist und warum es bisher einfach nicht gepasst hat. Schließlich ist er als großer Hoffnungsträger verpflichtet worden, nachdem er zuvor für den VfB Stuttgart und den FC Bayern quasi Tore wie am Fließband fabriziert hat. In Florenz sind es seit 2013 dagegen gerade mal 14 Pflichtspieltreffer – für einen Stürmer seines Formats eine bescheidene Bilanz. „Mario hat enorme Qualitäten, aber er braucht das Vertrauen des Trainers“, sagt Jupp Heynckes, der in München der Trainer von Gomez gewesen ist. „Die letzten beiden Jahre waren schwer für mich“, sagt Gomez.

Die Geschichte beginnt damit, dass er im Sommer 2013 die freie Auswahl hat. Topvereine werben um ihn, etwa Manchester City und Atletico Madrid. Er entscheidet sich für Florenz – erstens weil das Angebot finanziell lukrativ ist. Zweitens erkennt er eine besondere Motivation darin, mit diesem kleineren Club einen großen Titel zu gewinnen. Und drittens versprechen ihm die Chefs dort, ein Team zusammenzustellen, das Stammgast in der Champions League werden kann. Aber statt Verstärkungen zu holen werden die Leistungsträger Stevan Jovetic (Manchester City) und Adem Ljajic (AS Rom) verkauft. Der als Partner für Gomez auserkorene Giuseppe Rossi verletzt sich zudem schwer und bestreitet seitdem keine Partie mehr. Und Gomez selbst holt eine Pechsträhne ein.

Was die erste Saison betrifft, ist seine Ursachenforschung deshalb schnell abgeschlossen. Fast sieben Monate lang ist er außer Gefecht, mit einer Knieverletzung, einer Entzündung im Knie und einem Innenbandriss. Aber was dann in dieser Runde und speziell in den vergangenen Wochen passiert, versteht Gomez nicht.

Er ist fit – und darf doch in den letzten fünf Begegnungen der Serie A keine Minute mehr auf den Platz. Zunächst begründet Vincenzo Montella das damit, dass Gomez gegen vermeintlich schwächere Kontrahenten geschont werden soll. Später schweigt der Trainer dazu nur noch.

Am Montag wird Montella trotz Rang vier in der Meisterschaft entlassen, weil es ihm an Respekt gegenüber dem Verein fehlte, teilt Florenz mit. Fehlte es ihm auch an Respekt gegenüber Gomez? Darauf antwortet der Stürmer nicht. Er will einen Neuanfang und keine schmutzige Wäsche waschen. Dass es zwischen ihm und Montella im Mai jedoch öfter zu Disputs gekommen ist, steht fest. „An Mario sieht man, wie wichtig ein Trainer ist“, sagt Heynckes.

Der zweite Anlauf soll Gomez über Florenz auch zurück in die DFB-Auswahl führen, in der er am 14. August 2013 beim 3:3 gegen Paraguay zum letzten Mal berücksichtigt wurde. „Ich sehe ihn bald wieder in diesem Kreis“, sagt Heynckes. „Die nächste Saison ist für mich sehr wichtig“, sagt Gomez, „mein Ziel ist die Nationalmannschaft. Ich will zur EM 2016.“ Das kann er am Sonntag dann Joachim Löw sogar unter vier Augen sagen. Der Bundestrainer ist auch bei dem Benefizspiel im Gazistadion zu Gast.