Die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer wollen die Bundesregierung stärker in die Pflicht nehmen. Nötig sind laut dem Branchenverband eine steuerliche Forschungsförderung und ein Ausbau der digitalen Infrastruktur.

Frankfurt - Die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer hoffen für das kommende Jahr auf Unterstützung durch die Politik. „Mit großer Sorge sehen wir zu viel gefühlte Sicherheit und zu wenig Vorbereitung auf das Morgen in Deutschland. Unsere Null ist daher weder schwarz noch rot, unsere Null ist ein Weckruf: Liebe Regierung, unternehmt endlich etwas!“, erklärte der Präsident des Branchenverbandes VDMA, Reinhold Festge, auf der Jahresabschlusskonferenz. Nötig wären aus seiner Sicht zum Beispiel ein Ausbau der digitalen Infrastruktur, ein flexiblerer Arbeitsmarkt, eine steuerliche Forschungsförderung und eine Handelspolitik für neue Märkte.

 

Die Null wird ohne politische Anreize auch im kommenden Jahr Bestand haben, fürchtet Festge. Obwohl die Produkte der deutschen Maschinenbauer nach wie vor weltweit gefragt sind und man mit einem Weltmarktanteil von gut 16 Prozent noch an der Spitze liegt, sind die Wachstumschancen aus Sicht des Verbandes derzeit begrenzt. Selbst der schwache Eurokurs hat nur dazu geführt, dass es im zu Ende gehenden Jahr noch zu einem Nullwachstum reichen wird, große Impulse seien derzeit nicht in Sicht. Für 2015 rechnet der VDMA mit einem nominalen Produktionsvolumen von 199 Milliarden Euro. In nominaler Betrachtung könnte der Produktionswert in 2016 die Marke von 200 Milliarden Euro erstmals leicht überschreiten. Angesichts vieler aktueller Krisenherde, die auch das Geschäft im Maschinenbau global beeinträchtigen, sowie der Investitionszurückhaltung im Inland wertet der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau dies durchaus als Erfolg. Man könne dies als stabilisierendes Zeichen sehen, sagte Festge. „Doch davor möchte ich warnen!“

Rückgänge in Entwicklungs- und Schwellenländern

Die weltweite Nachfrage nach Maschinen und Anlagen laufe gegenwärtig weiterhin recht schleppend. Das treffe auch den deutschen Maschinenbau. Die teils zaghaften Zuwächse aus der EU, den USA und einigen wenigen anderen Ländern könnten die Rückgänge mit vielen Entwicklungs- und Schwellenländern nicht kompensieren. Die Kapazitätsauslastung der Unternehmen liege mit derzeit rund 84,5 Prozent an der unteren Schwelle der „Wohlfühlzone“, wie VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers betonte. Auch im kommenden Jahr müsse der Maschinenbau mit negativen Impulsen aus vielen Schwellenländern rechnen.

Angesichts des insgesamt schwachen Weltwirtschaftswachstums beobachten die Maschinen- und Anlagenbauer die Entwicklungen in drei Schlüsselländern mit besonderer Aufmerksamkeit. Zwar konnten die Exporte der Maschinen- und Anlagenbauer in Deutschland in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres preisbereinigt noch um 0,8 Prozent auf 116 Milliarden Euro gesteigert werden. Für China erwartet der VDMA in diesem Jahr aber einen Rückgang der Ausfuhren um fünf Prozent auf gut 16 Milliarden Euro. Das Land bietet gleichwohl weiterhin große Chancen für den hiesigen Maschinenbau, der die steigenden Anforderungen an Produktivität, Qualität und Ressourceneffizienz mit seinen Produkten und Lösungen bedienen kann. Rund 750 Tochterunternehmen oder Kooperationen von VDMA-Mitgliedsfirmen sind derzeit in China aktiv.

Hoffnung auf gute Iran-Geschäfte

Im Iran wollen die Maschinenbauer aus Deutschland ihre traditionell guten Geschäftsbeziehungen wieder aufleben lassen, sobald die Sanktionen gegen das Land gelockert werden. Für eine solche Belebung der Geschäfte muss die Bundesregierung nach Ansicht des Maschinenbauverbandes allerdings die Personalstärke in der für Ausfuhren zuständigen Behörde Bafa erhöhen. „Die Behörde ist nach unseren Eindrücken schon heute überlastet“, mahnte Festge. Von den Banken erwartet der Verband, dass sie ihre restriktive Geschäftspolitik bei Zahlungen mit Iran-Bezug nun rasch ändern. Das Geschäft mit Russland ist im abgelaufenen Jahr kräftig um 27 Prozent auf knapp 3,6 Milliarden Euro zurückgegangen, allerdings konnten die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer insgesamt ihren Marktanteil halten und bleiben wichtigster Technologielieferant Russlands.